Stuttgart – Der Start in ihre erste Weltcup-Saison begann für die neue Weltmeisterin mit einer bösen Überraschung. Beim ersten Wettkampf nach dem überraschenden WM-Gold stürzte Simone Blum mit ihrem Toppferd Alice.
«So schnell ist man in unserem Sport wieder auf dem Boden der Tatsachen», sagt die 29 Jahre alte Springreiterin und berichtet von einem «ziemlich schweren Sturz».
Am ersten Tag des Weltcup-Turniers vor knapp drei Wochen in Verona geschah der Unfall. «Uns beiden ist Gott sei Dank nichts passiert», sagt die Springreiterin aus Zolling – und wirkt nun vor dem Heim-Weltcup an diesem Wochenende in Stuttgart noch immer ein bisschen erschrocken, wenn sie darüber spricht.
Wie konnte das passieren? Bei einem so harmonischen Paar, das beim WM-Triumph in den USA mit fünf makellosen Runden über die Hindernisse zum Gold flog? Sie selbst spricht von einem «Stresspegel», der es nicht so leicht mache, «sich auf das zu konzentrieren, was eigentlich unser Job ist». Seit dem unerwarteten WM-Erfolg war es «schwierig, in die Normalität zurückzukommen». Und ihr fehlte Zeit für das Training.
«Ob es daran liegt, weiß ich nicht», sagt Bundestrainer Otto Becker. Er schließt es aber auch nicht aus und erklärt: «Auf jeden Fall ist viel auf sie eingestürzt. Das ist eine neue Situation für sie.» Sie selber sagt dazu: «Jeder will was, jeder reißt an einem – ganz einfach ist das nicht. Ich will es jedem recht machen, vielleicht habe ich zu viel gemacht.»
Ihr Leben hat sich durch das Gold verändert. «Sonst reite ich sie jeden Tag zweimal», berichtet Blum über die Arbeit mit Alice. Das war in den Wochen nach der Rückkehr aus den USA nicht möglich. Ihre Erkenntnis: «Wenn ich nicht so oft auf dem Pferd sitze, wird es schon schwieriger. Da bin ich vielleicht nicht erfahren genug wie andere Reiter, um das besser zu koordinieren.»
Nach dem Sturz musste Blum ihren Plan ändern. Im Weltcup-Springen von Verona ritt sie nicht Alice, sondern musste auf den erst acht Jahre alten Cool Hill ausweichen – und landete nur auf Rang 28. Weltcup-Punkte gab es dafür nicht. So ist der Druck gestiegen, an diesem Wochenende in Stuttgart zu punkten, um sich für das Final-Turnier im April kommenden Jahres in Göteborg zu qualifizieren.
Ob sie nach einer längeren Winterpause für Alice weiter im Weltcup reitet oder ihre erste Saison in der wichtigsten Hallen-Serie nach dem Heimspiel abbricht? «Das kommt darauf an, wie es in Stuttgart läuft», sagt Blum.
Zunächst muss die Reiterin den Unfall auch mental verarbeiten. «So ein Sturz wie in Verona ist für mich nicht so leicht», gibt Blum zu. Über ihr Gold-Pferd sagt sie: «Ich hoffe, dass sie davon nichts zurückbehalten hat.» Zumindest körperlich haben Reiterin und Pferd den Sturz unversehrt überstanden – abgesehen von ein paar blauen Flecken.
(dpa)