«Strafsteuer» dämpft Kaufrausch in Chinas Super League

Peking – Cristiano Ronaldo, Diego Costa oder Wayne Rooney – große Namen schwirrten noch vor kurzem durch chinesische Medien und soziale Netzwerke. Sie alle könnten schon bald bei chinesischen Fußballclubs anheuern, hieß es.

Doch eine Kauforgie in einem Ausmaß, wie sie Chinas Super League im Winter erlebt hatte, als für 388 Millionen Euro so viel Geld für ausländische Stars ausgegeben wurde wie noch nie, blieb in der Sommerpause aus. «Endgültige Zahlen wird der Verband erst in einigen Wochen vorlegen. Wir sehen aber, dass es deutlich weniger Wechsel gab», sagt Yan Qiang, einer der berühmtesten chinesischen Fußballkommentatoren, der Deutschen Presse-Agentur.

«Die neuen Regeln, um Zukäufe zu beschränken, haben ihre Wirkung nicht verfehlt», sagte Yan Qiang, als das Fenster für Sommer-Transfers im China schloss. Um «irrationale Ausgaben» für Spieler einzudämmen, hatte Chinas Fußballverband im Mai angekündigt, dass defizitäre Clubs einen Betrag in gleicher Höhe wie die Ablösesumme in einen Fonds zur Entwicklung des chinesischen Fußballs zahlen müssen, um den heimischen Nachwuchs zu fördern.

«Es wurden klar weniger Spieler angeworben», sagt auch Ma Dexing, der Vize-Chefredakteur des chinesischen «Sports Weekly». Allerdings hätten sich viele Clubs auch Tricks bedient, um ihren Fans doch noch hochkarätige Neuzugänge bieten zu können.

Statt zu kaufen, seien so auffällig viele Leih-Vereinbarungen getroffen worden. «Dahinter steht die Hoffnung, dass Chinas Verband die Regeln in Zukunft doch wieder lockert und die Spieler dann ohne Strafsteuer gekauft werden können», erklärt Ma Dexing. So, glaubt der Experte, gelang am Ende auch noch eine Vereinbarung im Hickhack um den Franzosen Anthony Modeste, der vom FC Köln ins chinesische Tianjin wechselt.

Berichten zufolge zahlt Tianjin Quanjian für eine Leihe über zwei Jahre zunächst sechs Millionen Euro, danach seien weitere 29 Millionen Euro fällig, weil es eine «zwingende Kaufverpflichtung» gebe.

Fußballkommentator Yan Qiang glaubt nicht, dass China den Zugang für ausländische Spieler so schnell wieder lockern wird. «Chinesische Spieler sollen gefördert werden. Das geht aber nicht, wenn ihnen Stars aus dem Ausland den Stammplatz streitig machen.»

So gelten künftig verschärfte Beschränkungen: Im 18-köpfigen Kader müssen mindestens drei Spieler unter 23 Jahren sein, einer von ihnen muss auf dem Platz stehen. Maximal drei Ausländer dürfen eingesetzt werden – und neben ihnen müssen genau so viele chinesische U23-Spieler auf dem Rasen stehen, die zudem nicht aus Hongkong, Macao oder Taiwan stammen dürfen.


(dpa)

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