Sotschi – Joachim Löw klatschte auf dem Rasen jeden seiner jungen Fußballer ab und bedankte sich für den schönen Jubiläumssieg.
«Ich bin stolz auf die Jungs», erklärte der Bundestrainer wenig später gerührt im Olympiastadion von Sotschi. Der 100. Erfolg als Bundestrainer wurde von seinem blutjungen Perspektivteam mit dem Gruppensieg beim Confed Cup veredelt. Nach dem 3:1 (0:0) gegen den ausgeschiedenen Afrikameister Kamerun trifft der Fußball-Weltmeister im Halbfinale am Donnerstag wiederum in Sotschi auf Mexiko.
«Das nächste Ziel ist, das Finale zu erreichen», verkündete selbstbewusst Doppeltorschütze Timo Werner, der als «Man of the Match» ausgezeichnet wurde. Ein strapaziöser Umzug nach Kasan bleibt dem DFB-Team nach Platz eins in Gruppe B erspart, ebenso ein Halbfinalduell mit Europameister Portugal und Cristiano Ronaldo.
«Hochachtung und Respekt vor der jungen Mannschaft. Dass wir das Halbfinale erreicht haben, ist etwas Außergewöhnliches», sagte Löw, der sich über den 100. Sieg besonders freute: «Normalerweise sind Statistiken nebensächlich, aber 100 Siege sind schon schön. Das spricht auch für eine lange Zeit und schöne Momente.»
Turnier-Neuling Kerem Demirbay (48.) und zweimal Werner (66. und 81.) erzielten vor 30 230 Zuschauern im 150. Länderspiel in der Amtszeit von Löw die Tore. Kamerun kam nur durch Vincent Aboubakar zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer (78.). Für eine Peinlichkeit sorgte Schiedsrichter Wilmar Roldán aus Kolumbien, der nach einem Videobeweis zunächst den falschen Kameruner Spieler wegen groben Foulspiels die Rote Karte zeigte. Erst nach erneuter Intervention des Video-Assistenten wurde Ernest Mabouka und nicht Sebastien Siani des Feldes verwiesen (64.).
Mit dem Halbfinaleinzug ist das Experiment des Bundestrainers, ohne fast alle Weltmeister in Russland anzutreten, bereits aufgegangen. Auch der Titelgewinn ist nun möglich, zumal Mitfavorit Chile beim 1:1 gegen Australien Schwächen offenbarte. Nun geht es gegen Mexiko. «Eine Mannschaft, die wir nicht ständig haben. Sie spielen eine andere Art von Fußball. Das ist vielleicht ein guter Test», meinte Löw.
So richtig zufrieden konnte Löw erst in der zweiten Hälfte sein, nachdem die ersten 45 Minuten noch eine zähe Angelegenheit waren. «Die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang war auch notwendig. Wir hatten dann das frühe Tor auf unserer Seite, das Vieles leichter gemacht hat», sagte Kapitän Julian Draxler und ergänzte mit Blick auf den Gruppensieg: «Ein Tag mehr Pause ist gut für uns und auch, dass wir den Reisestress nach Kasan nicht haben, ist ein Vorteil.»
Gegen Kamerun löste Demirbay mit einem satten 16-Meter-Schuss in den Winkel den Knoten im deutschen Spiel, nachdem er durch eine wunderbare Hacken-Vorlage von Draxler in Szene gesetzt worden war. «Die Führung war die Erlösung für unser Spiel. Ich bin sehr glücklich», sagte Demirbay, der bis dahin unglücklich agiert hatte.
Und auch Werner, der ebenfalls neu ins Team gerückt war, kam zu seinen ersten Turniertoren. Unmittelbar nach der Verwirrung um die Rote Karte traf der Leipziger per Kopf nach Flanke von Joshua Kimmich zum 2:0. In der Schlussphase machte der Stürmer nach Zuspiel des Leverkuseners Benjamin Henrichs den Gruppensieg endgültig perfekt. «Wir merken, dass wir eine richtig gute Mannschaft haben, und viel drauf haben. Jetzt freuen wir uns auf das Halbfinale», sagte Werner. Die Defensive um den lange umsichtigen Abwehrchef Niklas Süle hatte wenig Probleme zu bewältigen, patzte aber beim Gegentreffer.
Neben Demirbay hatte Löw erstmals beim Confed-Cup auch Marvin Plattenhardt das Vertrauen geschenkt. Der Berliner hinterließ auf der linken Seite einen guten Eindruck. Er setzte unter anderem mit einer gefährlichen Flanke den köpfenden Kimmich in Szene (24.).
Der zum Turniertorwart beförderte Marc-André ter Stegen musste gegen André-Frank Zambo aus kurzer Entfernung das 0:1 verhindern (45.). Der Keeper blieb aber nicht ohne Fehler. Den Gegentreffer musste sich ter Stegen ankreiden lassen. Nach Flanke von Nicolas Moumi Ngamaleu wurde der Barcelona-Schlussmann von Aboubakar düpiert. Löw nutzte das letzte Gruppenspiel, um am Ende auch Henrichs und Amin Younes noch zum ersten Turniereinsatz zu verhelfen. Damit sind alle Feldspieler des deutschen Teams in Russland aufgelaufen.
(dpa)