Troon (dpa) – Die Geschichte von Henrik Stenson ist eine der schönsten im Golfsport. Der Schwede verlor vor Jahren fast sein ganzes Vermögen, weil er einem amerikanischen Betrüger aufgesessen war, der daraufhin zu 110 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Stenson fiel in ein Loch, rutschte in der Weltrangliste hinter Platz 230 ab. Auch sein so zuverlässiger Schwung war weg. Seine Familie half ihm aus der Krise, zudem ließ er sich von einem Psychologen helfen. Ganz langsam ging es wieder aufwärts. 2013 wurde sein Jahr: Er gewann in seiner Wahlheimat USA und Europa die Geldrangliste – 20 Millionen Dollar waren der Lohn für den hochgewachsenen Athleten. Sein langjähriger Caddy – normalerweise mit etwa zehn Prozent beteiligt – leistete sich einen Ferrari. Die harten Zeiten waren überstanden.
Mit einem Major wollte es aber nicht klappen. Doch dann, im 42. Anlauf, war sein Moment gekommen. «Ich habe vor der British Open gefühlt, dass ich dran war», sagte der 40-Jährige am Sonntag im schottischen Royal Troon Golf Club mit der begehrten Claret Jug im Arm. Am Montag wurde er im Weltranking auf Platz fünf geführt.
Das Selbstbewusstsein für den Rekord von 20 Schlägen unter Platzstandard bei einer Open, mit der er den Kalifornier Tiger Woods übertrumpfte, holte er sich in Deutschland. Sein Sieg bei der BMW Open Ende Juni beendete eine lange Durststrecke. Und so cool, wie Stenson im Finale gegen Phil Mickelson agierte, wurde er seinem Spitznamen «Iceman» gerecht.
«Er ist ein wirklich großer Champion, ich freue mich für ihn», sagte der 46 Jahre alte Amerikaner. Die beiden spielten in einer eigenen Liga, es war wie ein Boxkampf über 18 Runden. Nur Annika Sörenstam holte bisher zehn Majorsiege für Schweden, einem männlichen Kollegen war das nicht gelungen.
«Die Geburt meiner drei Kinder bedeutet mir alles, doch danach kommt als Europäer gleich diese Trophäe», meinte Stenson. Er widmete die Weinkaraffe einem guten Freund, der in dieser Woche an Krebs starb.
«Ich gönne es Henrik, er spielt seit etlichen Jahren gutes Golf», sagte Martin Kaymer, der den trockenen Humor des Skandinaviers schätzt. Anders als Stenson will Kaymer nicht ganz in die USA ziehen. Die europäische Lebenskultur, Freunde und Familie fehlen dem 31-Jährigen auf der PGA-Tour.
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(dpa)