Sportfunktionär Richard Pound wird 75

Frankfurt/Main – Richard Pound ist einer der einflussreichsten Funktionäre der Sportwelt und eines der auffälligsten Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Am 22. März feiert der Kanadier seinen 75. Geburtstag.

Pound hat den Doping-Sünder Ben Johnson verteidigt, den größten IOC-Skandal aufgeklärt und die Welt-Anti-Doping-Agentur aufgebaut. «In seiner Amtszeit als erster WADA-Präsident von 1999 bis 2007 hat er sich unbeirrt für die Weiterentwicklung und Harmonisierung der internationalen Regelwerke eingesetzt», sagte Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur. «Auch heute ist er als Mahner und Aufklärer die kritische Stimme im Sport

Als Mann der ersten Stunde war Pound die Idealbesetzung auf dem WADA-Chefsessel. Kraft seines Intellekts, seiner geschliffenen Rhetorik und einer brachialen Angriffslust hat er der in Montreal ansässigen Agentur Geltung verschafft, Doper eingeschüchtert und beharrlich sich verweigernde Verbänden in die Schranken gewiesen. Beliebt machte er sich damit nicht, bewegt hat er viel.

So kritisierte Pound den Radsport-Weltverband UCI für sein Versagen in der Doping-Affäre um Lance Armstrong schonungslos. «Es ist ungeheuer peinlich für die UCI, dass die Leute, die den Sport führen, die jeden Tag dabei sind, die diese Athleten und Teams über Jahre begleiten, nicht in der Lage waren, das zu sehen», schimpfte der Olympia-Sechste im Freistil-Schwimmen von 1960.

Nicht geahnt hat er selbst, dass seine Faszination für das 100-Meter-Sprintfinale der Olympischen Spiele 1988 in Seoul «(Das war eines der aufregendsten Rennen, das ich je gesehen habe»), in dem sein Landsmann Ben Johnson in Weltrekordzeit gewann, nur Illusion war. Johnson wurde des Dopings überführt, dennoch verteidigte der Anwalt den Läufer. «Er hatte ein Recht auf eine faire Anhörung und die Chance, seine Geschichte zu erzählen», erklärte er vor Jahren.

Pound ist 1978 in das IOC gewählt worden, war zweimal dessen Vizepräsident und hatte 1998 seinen ersten Job als Aufklärer: Er untersuchte den Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele 2002 in Salt Lake City, in denen IOC-Mitglieder verwickelt waren. Nach dem Ausscheiden von Juan Antonio Samaranch kandidierte er 2001 für das Präsidentenamt, unterlag aber dem Belgier Jacques Rogge.

Zwei Jahre zuvor war er zum WADA-Präsidenten gewählt worden und behielt das Amt bis 2007. Im Auftrag der WADA leitete Pound später die Kommission, die von Dezember 2014 an den Dopingskandal in der russischen Leichtathletik und die Verbindung zum Weltverband IAAF unter Führung seines ehemaligen Präsidenten Lamine Diack untersuchte. 

Bei der Vorstellung des ersten Teilberichts im November 2015 empfahl Pound den Ausschluss des russischen Verbandes von internationalen Wettkämpfen wegen systematischen Dopings. Die Suspendierung ist bis heute nicht aufgehoben.

«Ich denke, Dick Pound ist einer der Leuchttürme im Kampf um die Integrität des Sports», sagte der deutsche Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop. «Er hat sich unglaubliche Verdienste gerade im Bereich der Bekämpfung von Dopingstrukturen erworben. Ich würde mir wünschen, dass wir noch viele andere Dick Pounds finden für die Zukunft.» Pound habe einen klaren Werte-Kompass. «Er könnte Vorbild für viele in diesem Bereich sein», meinte Prokop.


(dpa)

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