Spaniens Neuanfang mit Luis Enrique: «Die Idealbesetzung»

Madrid – Die spanische Fußball-Nationalmannschaft setzt nach dem frühen Aus bei der WM in Russland auf Luis Enrique. Der frühere Nationalspieler und Ex-Trainer des FC Barcelona wurde zum neuen Coach des Weltmeisters von 2010 ernannt.

Der 48-Jährige werde einen Zweijahresvertrag bis zur Europameisterschaft 2020 unterzeichnen, teilte Verbandspräsident Luis Rubiales vor Journalisten in Madrid mit. «Luis Enrique ist die Idealbesetzung», versicherte Rubiales.

Luis Enrique, der mit bürgerlichem Namen Luis Enrique Martínez García heißt, wird Nachfolger von Fernando Hierro, der nur einen Kurzeinsatz hatte. Der 50-Jährige, bis dahin Sportdirektor im Verband RFEF, hatte wenige Tage vor Beginn der WM in Russland den geschassten Julen Lopetegui als Nationaltrainer ersetzen müssen. Das Team um Sergio Ramos und Andrés Iniesta scheiterte schon im Achtelfinale im Elfmeterschießen überraschend an Gastgeber Russland.

Rubiales sagte, der neue Trainer solle nächste Woche präsentiert werden. Die Spieler der Nationalmannschaft seien nicht im voraus informiert und auch nicht befragt worden, verriet der Verbandsboss auf Anfrage. «Die Entscheidung, wer neuer Trainer wird, ist Sache des Vorstandes des Verbandes. Wenn einer der Spieler mich wegen dieser Entscheidung sprechen will, dann kann er das gerne tun.»

Wie Rubiales enthüllte, wird der Vertrag mit Luis Enrique eine Ablöseklausel enthalten, damit sich die «Affäre Lopetegui» nicht wiederholt. Die bizarre Seifenoper ist den Fans in aller Welt noch in guter Erinnerung: Nur drei Tage vor dem ersten WM-Spiel Spaniens hatte Champions-League-Sieger Real Madrid zur Überraschung (fast) aller die Verpflichtung von Lopetegui für die nächste Saison bekanntgegeben. Darauf setzte der sichtlich verärgerte Rubiales den 51-jährigen Coach kurzerhand vor die Tür. Die Höhe der Ablösesumme für Luis Enrique wurde nicht genannt.

Luis Enrique war zuletzt drei Jahre lang Trainer des FC Barcelona, zwischen 2014 und 2017. Gleich in seiner ersten Saison führte er die «Blaugrana» zum Gewinn des Triples, gewann also die Primera División, den spanischen Pokal und auch die Champions League. In den Folgejahren holte er mit seinen Schützlingen um Nationaltorwart Marc-André ter Stegen und Superstar Lionel Messi unter anderem eine weitere Meisterschaft, zweimal den Pokal, jeweils einmal den spanischen und den europäischen Supercup und auch den Club-Weltpokal.

Luis Enrique war früher selbst Profi-Fußballer (im Mittelfeld und im Sturm) und als Barça-Kapitän zwischen 1996 und 2004 sogar zur Club-Legende geworden. Er bestritt 62 Länderspiele und erzielte zwölf Tore. Bevor er beim FC Barcelona Coach wurde, hatte er ab 2013 den Erstligisten Celta Vigo trainiert.

Der Hobby-Triathlet, ein Hitzkopf mit vielen Ecken und Kanten, der den FC Barcelona freiwillig verließ, um nach eigenen Worten «eine Ruhepause einzulegen», wird seinen ersten Nationalkader am 31. August bekanntgeben. Seinen Einstand feiert er am 8. September im Nations-League-Duell gegen England im Londoner Wembley-Stadion. Drei Tage später steht im ostspanischen Elche das Spiel von La Roja gegen Kroatien auf dem Programm. Schwere Aufgaben gleich zum Anfang für Luis Enrique, denn England und Kroatien stehen – anders als Spanien – aktuell im WM-Halbfinale.


(dpa)

(dpa)