Hannover – Bei Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 ist gerade alles exzellent – wenn da nicht der Streit mit den eigenen Fans wäre.
«Exzellent», dieses Wort benutzte 96-Manager Horst Heldt nach dem Sieg gegen seinen Ex-Club FC Schalke 04 ziemlich oft. Die Mannschaftsleistung in den ersten beiden Ligaspielen, der Einstand von Hannovers Rekordeinkauf Jonathas, die Vorarbeit zu dessen Joker-Tor durch Marvin Bakalorz und der Matchplan von Fußball-Trainer André Breitenreiter gegen Schalke, all das war laut Heldt «exzellent». Nur die fehlende Unterstützung von Teilen der Zuschauer fand er «schade».
Auch Schalkes junger Trainer Domenico Tedesco lobte bei seiner ersten Niederlage im Oberhaus die Niedersachsen. «Hannover hat es gut gemacht», sagte der 31-Jährige. Die Gastgeber hatten davor mit einem robusten Auftritt dem Champions-League-Anwärter Schalke deutlich seine Grenzen aufgezeigt.
Auffällig demütig räumte Tedesco ein, dass sein Projekt erst am Anfang stehe. «Im Laufe einer Entwicklung gibt es solche Rückschläge, daraus werden wir lernen», kündigt er an. So etwas wie das ernüchternde 0:1 in Hannover könne und dürfe wieder passieren.
Die Macher in Hannover hörten das sicher gern: Für Coach Breitenreiter und Sportchef Heldt läuft es gerade. Ihr Team kann wider aller Zweifel in der Bundesliga mithalten und sogar Schalke schlagen. Das ist jener Club, bei dem die beiden Männer vor ihrem Engagement in Hannover arbeiteten, aber vor etwas mehr als einem Jahr nicht mehr gefragt waren. Auf ihre Absetzung auf Schalke reagierten sie nach dem Coup mit Größe. Genugtuung? «Nein, warum?», sagte Heldt.
Doch das Gesamtbild vom Maschsee hat trotz des Traumstarts einen Makel: An dem Thema Stimmungsboykott kam auch Heldt nach dem Erfolg nicht vorbei: «Es ist schade, dass ein Teil nicht stattfindet», sagte er. Und: «Wir haben Phasen gehabt, wo wir noch weitere Unterstützung verdient gehabt hätten», betonte er.
Vor dem erneuten Abstieg wegen der fehlenden Unterstützung warnten er und Trainer Breitenreiter nicht – das hatten sie noch vor dem Spiel getan. Dafür lief die Partie einfach zu gut, was zumindest in der spannenden Schlussphase laute Sprechchöre der Hannoveraner Fans zufolge hatte. «Da hat man schon gemerkt, dass das extrem gut tut», sagte 96-Stürmer Martin Harnik.
Doch das Problem mit den Fans ist noch nicht vom Tisch. 96-Anhänger hatten vor Saisonbeginn einen Boykott beschlossen, weil sie gegen die Pläne von Clubchef Martin Kind protestieren wollen. Er will die Anteilsmehrheit an der Profigesellschaft übernehmen. Gegen Schalke waren auf Bannern von Fans Sprüche wie «Kind muss weg» oder «Martin Kind = Ein lupenreiner Demokrat» zu lesen. Bei weiteren Heimspielen dürfte das wieder der Fall sein, eine Entspannung in dem Konflikt deutet sich derzeit nicht an.
Wenn die Partien nicht so mitreißend sind wie die gegen Schalke, dann könnte ein fortgesetzter Stimmungsboykott stärker zu spüren sein. Und dann auch Konsequenzen für die Leistung auf dem Platz haben.
(dpa)