Skisprung-Frauen pochen auf mehr Wettkämpfe

Pyeongchang – Auf ihre Zeit als Olympia-Touristen hätten die strahlende Silber-Gewinnerin Katharina Althaus und Sotschi-Siegerin Carina Vogt liebend gerne verzichtet.

Statt ausgiebig zu feiern und Pläne zu erstellen, wo man jetzt am besten zuschaut, wären die Skisprung-Frauen gerne selbst noch einmal auf die Schanze gegangen. «Es ist schon ein bisschen deprimierend, dass es bis 2018 mit dem Mixed nicht funktioniert hat. So haben wir halt gerade zwei Sprünge und nur eine Medaillenchance», sagte Vogt, die von der Normalschanze in Pyeongchang Fünfte wurde. Zweimal fünf Sekunden springen, dann ist alles vorbei.

Dafür 17 000 Kilometer fliegen? Damit sind die Frauen nicht mehr zufrieden. Sie wollen mehr Springen, Gleichberechtigung und eine Anpassung des Kalenders. «Ich meine, wir sind so ein starkes Team.  Natürlich wollen wir mehr Wettkämpfe. Es ist natürlich der Wunsch, dass wir das bei den nächsten Spielen haben», sagte Althaus, die olympisches Silber hinter der Norwegerin Maren Lundby bis tief in die Nacht mit einem Goldkrönchen im Deutschen Haus feierte und überwältigt meinte: «Ich kann es noch gar nicht glauben. Es ist mega cool. Ich freue mich riesig.»

Die Männer dürfen von der Großschanze, der Normalschanze und im Team ran. Gold-Gewinner Andreas Wellinger und seine Kollegen haben also zwei Gelegenheiten mehr auf olympische Würden – und auch sonst einige Vorzüge im Kalender. «Wir brauchen unbedingt die Großschanze. Die fehlt uns noch», sagte Bundestrainer Andreas Bauer, der mit seinen Mädels seit Jahren wichtige Titel abräumt. 

Er plädiert nicht nur für eine Erweiterung des WM- und Olympia-Programms, sondern auch für eine Weltcup-Revolution. «Im Biathlon sind die Athleten immer an einem gemeinsamen Wettkampfort.  Das ist für mich auch die Zukunft des Skispringens», sagte Bauer.  Bisher dürfen die Frauen meist nur von der Normalschanze springen, richtige Begeisterung und gestiegenes Zuschauerinteresse waren dabei noch nicht zu registrieren.

Es gibt mehrere Optionen, das Programm für die Spiele in Peking 2022 aufzuwerten. Das Mixed-Team, bei dem zwei Männer und zwei Frauen starten, bietet sich genauso an wie ein Frauen-Teamwettbewerb. Beide Konkurrenzen gehören bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld im kommenden Jahr schon zum Programm. «Es wäre auch für viele Nationen eine Chance. Ich hoffe mal auf 2022», kündigte Vogt an.

So bleibt den DSV-Frauen immerhin die Chance, die Spiele fast eine Woche lang zu genießen. «Ich habe von Olympia bisher noch gar nichts mitgekriegt, es war bisher alles auf Sport ausgelegt. Ich habe noch nicht links und rechts geschaut, das wird jetzt gemacht», sagte Vogt über ihre Pläne. Neben dem Springen will sie auch bei der Nordischen Kombination und beim Bob zusehen.

Schon der verlängerte Aufenthalt in Pyeongchang ist ein Fortschritt: 2014 in Sotschi mussten Vogt und Co. zum Wettkampf anreisen und durften danach gleich wieder nach Hause. Diesmal immerhin dürfen sie auf ein weiteres emotionales Medaillenerlebnis hoffen: als Zuschauer beim Männer-Springen an diesem Samstag. Dem Wettkampf, den sie auch gerne in ihr Programm integrieren würden.


(dpa)

(dpa)