Hochfilzen – Eigentlich war für Denise Herrmann die Rolle der Frontfrau vorgesehen im deutschen Damen-Team nach dem Rücktritt von Laura Dahlmeier. Nun gilt die Weltmeisterin irgendwie als Gesicht der Biathlon-Krise.
Damen-Bundestrainer Kristian Mehringer glaubt jedoch, dass die Trendwende noch vor Weihnachten in Frankreich gelingen kann. «Wenn man Sicherheit und Selbstvertrauen hat, dann kann das relativ fix gehen. Da reicht auch nur ein Wettkampf, dann kann die Spirale wieder nach oben gehen.» Genau das wird die Herausforderung sein für Damen-Nationalmannschaft.
Obwohl die ehemalige Langläuferin Herrmann beim letzten Weltcup in der Loipe gut unterwegs war, musste die in Ruhpolding lebende Sächsin nach Patzern am Schießstand enttäuscht und verunsichert aus Österreich abreisen. «Das Laufen passt sowieso und wenn das jetzt mal zusammenspielt, dann kommen wieder die alten Ergebnisse», sagt Herrmann. «Jetzt erstmal durchatmen und am Wochenende auf ein Neues in Frankreich» schrieb Herrmann an ihre Fans.
Denn die Saison hatte eigentlich gar nicht so schlecht begonnen für sie und die deutschen Damen. Platz sechs wurde es im Auftaktsprint am 1. Dezember, Franziska Preuß war in Östersund sogar auf Platz vier gelaufen. In Hochfilzen sprang nur Sprint-Rang 41 für Herrmann heraus – der Rest des Damen-Teams war noch schwächer. Danach musste die 30-Jährige einen völlig verkorksten Staffel-Einsatz mit drei Strafrunden verkraften. Am nächsten Tag in der Verfolgung leistete sich die Weltmeisterin dann sieben Schießfehler. «Sie war nicht ganz bei der Sache», sagte Mehringer.
Das soll sich ändern, am Freitag (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) ist die nächste Gelegenheit dazu. Herrmann ist Vollprofi, arbeitet seit Februar auch mit einem Mentalcoach zusammen. Sie wird alles tun, um die Enttäuschungen schnell vergessen zu machen. «Ich für meinen Teil kann nur sagen: Es gehört halt zum Biathlon nicht nur der Körper – das Laufen und das Schießen dazu, sondern auch die mentale Fähigkeit mit all diesen Dingen, die auch Drumherum passieren, umgehen zu können», beschreibt Rekordweltmeister Magdalena Neuner die Herausforderungen.
Herrmann absolviert gerade ihre vierte Saison als Biathletin. Sie hat schon in der Vergangenheit gezeigt, dass sie das Rezept kennt, um aus dem sportliche Tief herauszukommen. «Wenn man das erlebt hat, weiß man, wie man beim nächsten Mal damit umgehen muss.» Denn in der letzten Saison holte sie erst in Oberhof im Januar als Neunte in der Verfolgung ihren ersten Top-Ten-Platz. Danach gelang der Titel-Coup in Östersund, im Massenstart gewann sie zudem WM-Bronze.
Die Trainer wollen ihr nun «soviel Selbstvertrauen geben, dass sie in Frankreich wieder eine andere Leistung zeigen kann. Bei ihr ist wichtig, dass sie erst einmal Sicherheit bekommt«, sagt Mehringer. «Ich glaube, dass sie in Frankreich ganz anders wieder an den Start geht.»
(dpa)