Pyeongchang – Bae Sang Beom betrachtet sich als Verlierer der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Der Betreiber eines Ski- und Snowboard-Verleihs befürchtet den finanziellen Ruin, und dass, obwohl jetzt für sein Metier normalerweise Hochsaison ist.
Die Einnahmen in dieser Saison beliefen sich auf gerade mal 18 Prozent des Niveaus vom vergangenen Jahr, sagt der Südkoreaner mit ernster Miene. Er sitzt in einem von zwei großen Zelten im Bokwang Phoenix Schnee-Park, wo er und andere Kollegen gegen die komplette Schließung des kommerziellen Pistenbetriebs während der Spiele protestiert. 50 Verleihshops hätten für die Saison geschlossen werden müssen, nur etwa 20 seien noch geöffnet, «mit großen Verlusten», sagen die Teilnehmer der bereits seit einigen Wochen dauernden Demonstration.
An den Zelten, die mit Stühlen, Holzbänken und Tischen nur karg ausgestattet sind und mit Heizkörpern gewärmt werden, hängen große Banner: «Die Olympischen Spiele 2018 von Pyeongchang zerstören uns!» Mit Flugblättern appellieren die Geschäftsleute an die Bewohner der östlichen Provinz Gangwon, ihnen zu helfen.
Das abgelegene Skigebiet in der Bergregion ist derzeit Schauplatz von olympischen Wettbewerben im Freestyle-Skiing und Snowboard. Das Organisationskomitee habe ihnen im Januar mitgeteilt, dass der Betrieb des Phoenix-Skiresorts eingestellt werde, sagen die Mitglieder des Verbands der Phoenix-Ski-Verleihshops. Der Schneepark sei das einzige Skigebiet, das den normalen Betrieb vollständig eingestellt habe.
Die beiden Zelte stehen unterhalb der Olympia-Anlage, direkt an der Straße. Während nicht weit weg davon Trubel und Partystimmung herrscht, überwiegt in den Zelten eine gedrückte Atmosphäre. Sie hätten die Bewerbung für die Spiele unterstützt und sich den Erfolg gewünscht, sagen Bae und seine Kollegen. «Doch wir machen jetzt in der Spitzenzeit kein Geld», sagt Bae.
Sie fordern von der Regierung in Seoul und dem Organisationkomitee, dass sie ihre Verluste ausgleichen. «Doch sie weigern sich, uns zu treffen.» OK-Sprecher Sung Baik You winkt ab. Das sei ein Problem, das bereits vor den Spiele aufgetaucht sei, räumt er ein. Das OK habe sich mit rechtlichen Fragen beschäftigt. «Doch das kann nicht durch das OK gelöst werden.»
Jetzt sind die Ladenbesitzer entschlossen, nach den Spielen auch vor Gericht um eine Entschädigung zu streiten. Dafür hätten sie sich auch schon mit Anwälten beraten. Der Erfolg ist ungewiss. «Wir haben wenig Hoffnung», sagt Bae.
Nicht alle Ski-Verleiher in der Gegend sehen die Winterspiele als Nachteil für ihr Geschäft. Trotz der vorübergehenden Schließung seines Ladens äußert sich Kim Nam Sun optimistisch. Der wirtschaftliche Effekt der Spiele könnte sich über die nächsten zwei bis drei Jahren einstellen, glaubt er. «Vielleicht kommen schon in der nächsten Saison mehr Leute». Vor seinem Laden vermietet er Parkplätze, für nur 5000 Won (4 Euro) pro Tag, sagt Kim.
Als Gewinner können sich die Restaurant- und Hotelbetreiber im Phoenix-Park sehen. «Das Geschäft läuft gut», sagt die Managerin des Hotels Whiteview, Ming Ming. Viele Gäste, einschließlich Amerikaner und Europäer und Touristen aus den Philippinnen, hätten über eine Internetplattform schon vor den Spielen ihre Zimmer gebucht. «Die Preise sind überall gestiegen.» Wenn die Gäste kein Taxi fänden, könne sie auch schon mal die Betreiber der Ski-Verleihshops fragen, ob sie den Fahrdienst übernehmen könnten.
(dpa)