Paris – Nach dem überraschenden Achtelfinal-Aus bei der Handball-WM gegen Katar beantwortete der scheidende Bundestrainer Dagur Sigurdsson die Fragen der Journalisten.
Wie fühlt sich diese bittere Niederlage zum Ende Ihrer Amtszeit als Bundestrainer an?
Dagur Sigurdsson:Wir hatten das Spiel bis zur Mitte der zweiten Halbzeit im Griff. Deswegen ist es wirklich, wirklich ein Schock für uns, dass wir das Spiel verloren haben. Wir haben das ganze Spiel geführt. Natürlich hat Katar eine gefährliche Mannschaft, aber das ist natürlich ein Schock.
Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen?
Sigurdsson: Die haben offensiv am Anfang gedeckt, das haben wir aber sehr, sehr gut gelöst. Dann muss man sagen, dass ihr Torhüter überragend war. Unser Torhüter war auch stark. Aber ihr Keeper hat uns wirklich den Zahn gezogen. Wir haben dann den Mut verloren.
Könnte es sein, dass die Mannschaft nach der starken Vorrunde das Spiel gegen Katar vielleicht etwas zu leicht genommen hat und mit dem Kopf schon beim Halbfinale oder Finale war?
Sigurdsson: Man kann immer darüber diskutieren. Ich glaube schon, dass der Kopf gerade gegen Ende der Partie schon ein bisschen weiter war. Aber wir haben auch zu wenige handballerische Lösungen gehabt. Es ist zu einfach, zu sagen, dass wir keine Konzentration hatten. Wir waren zu statisch. Wir waren einfach zu wenige heute, die gut drauf waren.
Sie haben nach dem Abpfiff gesagt, dass auch Sie Fehler gemacht hätten. Welche waren das?
Sigurdsson: Natürlich schaut man nach dem Spiel erst mal auf sich selbst. Ich hätte vielleicht kurz vor Schluss noch ein Timeout nehmen können. Aber dann hätte auch Katar neu aufstellen und wechseln können und die besten Abwehrspieler bringen können.
Ist das der größte Rückschlag während Ihrer Amtszeit?
Sigurdsson: Es ist mit Abstand die größte Enttäuschung. Natürlich hätten wir uns alle mehr vorgestellt. Auch weil wir die Gruppe sehr, sehr gut gespielt und auch eine gute Vorbereitung hatten. Wir hatten heute kein Katastrophenspiel, aber auch kein gutes Spiel. Katar aber auch nicht. Die haben einmal geführt – und das genau zum richtigen Zeitpunkt.
Wie bitter ist Ihr Abgang mit so einer Niederlage?
Sigurdsson: Da sehe ich kein Extra-Drama. Ich bin einfach enttäuscht, dass wir verloren haben.
Kann das bittere Ausscheiden auch für die Zukunft des deutschen Handballs Folgen haben? Oder sehen Sie das Team gut aufgestellt angesichts vieler junger Spieler?
Sigurdsson: Ich glaube, man muss sich keine großen Sorgen machen. Aber es ist auch alles sehr, sehr eng. Es gibt 10, 15 Mannschaften, die jeden schlagen können. Wir haben auch schon gesagt, dass Ungarn sehr stark ist und plötzlich schlagen die Dänemark.
Sind Ihnen gegen Ende des Spiels angesichts der immer stärker werdenden Kataris die Ideen ausgegangen?
Sigurdsson: Wir hatten zwischenzeitlich schon 17:13 geführt, es war also alles okay. Natürlich waren einige Entscheidungen dabei, wo wir gerne einen Siebenmeter haben wollten. Das hat uns vielleicht so ein bisschen gebrochen. Katar ist dann stärker geworden. Dann war unser Rhythmus irgendwie weg und dann kommt es auf Kleinigkeiten an.
(dpa)