Sieben Wahl-Wünsche: DOSB setzt auf neue Bundesregierung

Frankfurt/Main – Wo Reinhard Grindel an diesem Wahl-Sonntag sein Kreuz machen wird, ist kein großes Geheimnis. Immerhin saß der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes von 2002 bis 2016 für die CDU im Bundestag.

Seinen Parteifreunden hat der 56-Jährige für den Fall eines Wahlsieges schon einmal ins Gewissen geredet. «Ich glaube, dass wir bei der Sportförderung kräftig nachlegen müssen», sagte Grindel jüngst in Frankfurt und übte leise Kritik am scheidenden Bundesinnenminister: «Thomas de Maizière hat es nicht gemacht.»

Der künftige Innenminister solle 60, 70 Millionen Euro in die Hand nehmen und dafür sorgen, «dass diejenigen, die sich voll auf den Sport konzentrieren möchten, dazu eine Chance haben», forderte Grindel.

Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dürfte dieser Vorstoß gefallen haben. Denn der BMI-Sportetat für 2018 soll nach derzeitigem Stand lediglich um acht Millionen auf insgesamt 175 Millionen Euro angehoben werden. Der DOSB hatte sich 200 Millionen Euro erhofft.

Da viele Sportarten im Schatten des Fußballs ein Mauerblümchendasein fristen, hat die Dachorganisation bereits im Juni in einem Wahlhearing sieben Wünsche formuliert. «An der Spitze stehen sicher die Themen Finanzierung des Leistungssports und weitere Optimierung der Rahmenbedingungen für die mehr als 90 000 Vereine in Sportdeutschland», sagte Hörmann der Deutschen Presse-Agentur.

Die Spitzensportreform sieht Hörmann durch mögliche personelle Veränderungen in der Bundesregierung nicht gefährdet. Die könnte eher drohen, wenn «nicht nennenswert mehr Geld zur Verfügung gestellt wird», betonte er. Der genaue Finanzbedarf für die Jahre 2018 und 2019 soll bis zum Jahresende ermittelt werden.

Ein anderes Problem, das dem DOSB unter den Nägeln brennt, ist laut Hörmann die «sehr dringende Frage der Finanzierung unserer Sportstätten». Es bedürfe mehr Unterstützung von Seiten der Politik, «und zwar durch ein Bundesprogramm, um den riesigen Sanierungsstau aufzulösen», erklärte der DOSB-Präsident.

Auch in dieser Frage weiß er Grindel an seiner Seite. Der DFB-Boss hat das Thema bei einem Treffen mit SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz bereits auf die Agenda gehoben. «Mit ihm haben wir vor allem über das Thema Sportplätze gesprochen. Wir haben in großen Städten wie Berlin, Hamburg, München das Problem, dass Trainer Jugendliche zurückschicken müssen, weil nicht genügend Flächen zur Verfügung stehen», erklärte Grindel und kündigte an: «Das ist ein Anliegen, das wir gemeinsam der neuen Bundesregierung vortragen werden, neben ein paar steuerlichen Verbesserungen, die auch dem DFB das Leben leichter machen würden.»

Hörmann fordert darüber hinaus eine Stärkung der Gemeinnützigkeit, des Ehrenamtes und des freiwilligen Engagements, «weil sie für die ganze Gesellschaft in unserem Land von großer Bedeutung sind. Wir wünschen uns aber vor allem, dass Sport in der Gesellschaft die Wahrnehmung und Anerkennung erhält, die er verdient.» Wem er die Umsetzung am ehesten zutraut, behielt Hörmann für sich: «Wir machen, unserer Satzung konsequent folgend, selbstverständlich keine Wahlwerbung für eine Partei.»


(dpa)

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