Darmstadt – Vor eineinhalb Jahren wäre Sidney Sam fast zu Eintracht Frankfurt gewechselt. Doch der Transfer des ehemaligen Nationalspielers platzte im letzten Moment.
Am Sonntag ist Sam nun mit dem SV Darmstadt 98 beim Hessen-Derby der Fußball-Bundesliga in Frankfurt zu Gast und will beim Tabellendritten wichtige Punkte gegen den Abstieg sammeln. «Es wird immer von den gescheiterten Profis geschrieben, aber ich sehe mich nicht als gescheitert», sagte er der «Sport Bild». «Ich habe bewiesen, dass ich ein Top-Spieler war. Und ich kann es wieder sein!»
In der Winterpause hat der Tabellenletzte den fünffachen Nationalspieler vom FC Schalke 04 ausgeliehen. Die Darmstädter wollen auf diesem Weg ihre Offensive wieder beleben und Sidney Sam seine wechselhafte Karriere. Doch der Auftakt ging erst einmal daneben. Beim ersten Spiel gegen Gladbach saß Sam – von einer Erkältung geschwächt – nur auf der Bank. In der zweiten Partie stand er zwar in der Startelf, war bester Spieler des Teams und verwandelte sogar einen Foulelfmeter. Doch zusammen mit den «Lilien» ging er am Ende mit 1:6 unter. «Wir müssen jetzt die Köpfe obenbehalten und mit einer guten Einstellung an das nächste Spiel herangehen», sagte er.
Sam, der am Dienstag 29 Jahre alt wurde, hat bewegte Jahre hinter sich: Begonnen hat der gebürtige Kieler – der Vater stammt aus Nigeria, die Mutter ist Deutsche – seine Profikarriere beim Hamburger SV. Seine erfolgreichste Zeit hatte er zwischen 2010 und 2014 bei Bayer Leverkusen, wo er zum deutschen Nationalspieler wurde und im Jahr 2013 fünf Länderspiele bestritt. Mit dem Wechsel zu Schalke 04 im Sommer 2014 ging es jedoch bergab. Unter den Trainern Jens Keller und Roberto Di Matteo konnte sich Sam nicht durchsetzen. Am Ende jener Saison wurde er sogar zeitweise suspendiert.
«Es geht schneller, als man denkt», sagte er im «Sport Bild»-Interview über sein Karrieretief. «Ich war verletzt, es läuft nicht, dann wird der Trainer gewechselt. Und ich wurde suspendiert. Das war eine Sache, mit der ich nie gerechnet hätte.»
Im Sommer 2015 sollte ihn ein Wechsel nach Frankfurt zurück in die Erfolgsspur führen. Doch beim Medizin-Check wurden erhöhte Nierenwerte festgestellt, der Transfer kam nicht zustande. Später bescheinigten ihm die Ärzte jedoch, dass Sam uneingeschränkt Leistungssport betreiben könne.
Trotzdem kam Sam in den vergangenen anderthalb Jahren nur noch auf 15 Bundesliga-Minuten für Schalke 04. Im Winter fragte dann Darmstadt an. Trainer Torsten Frings sagte, er habe den Angreifer gar nicht groß zum Wechsel überreden müssen: «Er war Feuer und Flamme und will sich und anderen beweisen, dass er ein überragender Spieler ist.»
Sam freut sich über diese Herausforderung. «Es ist ein richtig schönes Gefühl, Anerkennung zu bekommen und zu spüren, dass man wichtig ist.» Auch Vereinspräsident Rüdiger Fritsch freut sich über eine «Win-Win-Win-Situation»: Sam kann wieder Bundesliga spielen, Schalke spart Gehalt und Darmstadt hat einen Ex-Nationalspieler.
Gegen die Eintracht wollen Sam und sein Team nun an die erste halbe Stunde des Köln-Spiels anknüpfen. Es gehe darum, stabiler zu sein, dann werde es auch besser laufen. «In der Bundesliga wird jeder kleine Fehler bestraft», warnte Sam. Und mit Blick auf den desolaten Tabellenstand mit nur neun Punkten fügte er trotzig an: «Es ist noch nichts verloren. Wir haben noch 16 Spiele. Es kann alles passieren.»
(dpa)