Show im US-Format: Einfluss der neuen F1-Besitzer wächst

Montréal – Der Große Preis von Kanada liefert beste Unterhaltung. Der Einfluss der neuen US-Besitzer auf ihr Formel-1-Produkt wird immer mehr spürbar.

Es ist nicht so lange her, da waren die sogenannten Donuts verboten in der Formel 1. Sebastian Vettels ehemaliges Team Red Bull musste sogar mal 25 000 Euro Strafe zahlen, weil der Heppenheimer in Indien mit seinem Wagen 2013 nach dem vierten WM-Titelgewinn schwarze Gummi-Kreise auf den Asphalt gebrannt hatte. Die Fans waren damals begeistert. Die Regelhüter weniger.

2017 in Montréal lässt Fernando Alonso seinen mal wieder liegengebliebenen Wagen am Streckenrand einfach stehen und geht zu den Zuschauern auf die Tribüne. Während der Große Preis von Kanada noch läuft, schmeißt der zweimalige Weltmeister seine Rennhandschuhe unter die ungläubigen Fans. «Die Unterstützung, die wir in Kanada von den Fans haben, ist so großartig, dass ich dachte, ich gebe ihnen was zurück, als ich das Auto gestoppt habe», erklärte der 35-Jährige.

Genau das ist es, was sich die neuen Eigentümer von ihrer Formel 1 im Kampf um Zuschauer und Aufmerksamkeit wünschen. Nähe zu den Fans, Spektakel, Emotionen. Der Große Preis von Kanada war beispielhaft: Packende Zweikämpfe auf der Strecke, beste Unterhaltung mit den Hauptdarstellern auch abseits des Asphalts.

Schon am Samstag probierten die Veranstalter ein neues Showelement, als die drei Erstplatzierten der Qualifikation nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern vor den Fan-Tribünen Auskunft über ihren Arbeitstag geben mussten. Hinzu kam ein bisschen Herzschmerz, als Lewis Hamilton für seine 65. Pole einen Helm seines großen Vorbildes Ayrton Senna im Namen der Familie geschenkt bekam.

Hollywoodstar Sir Patrick Stewart, bekannt unter anderem aus den Star-Trek-Filmen, setzte dann noch einen drauf und gönnte sich am Sonntag ohne Zögern aus dem verschwitzten Rennschuh des drittplatzierten Daniel Ricciardo Schampus auf dem Siegerpodest. Die Menge johlte, die Fahrer hatten ihren Spaß. Wie passend, dass die neue Formel-1-Führung den Vertrag mit den Streckenbetreibern in Montréal am kanadischen Grand-Prix-Wochenende um weitere fünf Jahre bis 2029 verlängerte. 

Dass sich Bernie Ecclestones Nachfolger Chase Carey und Alonso in den Tagen angeregt unterhielten, dürfte mit Blick auf Alonsos zweiten ungewöhnlichen Ausflug binnen zwei Wochen dennoch Zufall gewesen sein. Bei seinem Trip zu den legendären Indy500 lernte der Spanier aber bereits die Showseite des US-Motorsports von ihrer besten Seite kennen. Konsequenzen der Rennkommissare für Alonsos Tribünenbesuch in Montréal gab es übrigens zunächst nicht. 


(dpa)

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