Sevilla (dpa) – Die Fans des FC Sevilla feiern überschwänglich den dritten Europa-League-Sieg ihres Teams in Folge. Für die Helden gab es aber keine Feier.
Die Spieler des Rekordsiegers müssen sich nach dem 3:1-Erfolg im Finale gegen den FC Liverpool ausruhen und für die nächste Hercules-Aufgabe rüsten: Am Sonntag kann Sevilla im Endspiel um den spanischen Fußballpokal gegen den FC Barcelona den nächsten Titel gewinnen.
«Gegen Barça werden wir genau so viel rennen wie gegen den FC Liverpool», kündigte Sevillas Kapitän Jorge Andújar, genannt «Coke», an. «Zwei Finals in einer Woche – das erlebt man nicht alle Tage.» Der Abwehrspieler wurde bei den Andalusiern wegen seiner zwei Treffern als der Held des Finales von Basel gefeiert.
Dabei ist das Toreschießen eigentlich gar nicht die Spezialität des Taxifahrer-Sohns aus Madrid. «Coke» hatte bis dahin in dieser Saison keinen einzigen Treffer erzielt. Im Finale musste er seine Stammposition als rechter Verteidiger an Mariano abgeben und ins defensive Mittelfeld rücken. Dies veranlasste Spaniens Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu der scherzhaften Bemerkung über seinen Namensvetter: «Mariano war die Schlüsselfigur.»
Nach dem Schlusspfiff in Basel strömten in Sevilla Tausende Fans auf dem Platz Puerta de Jerez zusammen und feierten den Titel. Drei Europa-League-Siege hintereinander – das hatte bis dahin kein Club erreicht, auch nicht im Vorläuferwettbewerb des UEFA-Pokals. Mit insgesamt fünf Cuperfolgen bauten die Sevillaner ihren Status als Rekordsieger aus. «Die Europa League müsste eigentlich Sevilla League heißen», witzelte das Sportblatt «Marca».
Zahlreiche Anhänger nahmen das Team am Donnerstag vor Morgengrauen auf dem Flughafen von Sevilla in Empfang. Die Sieger präsentierten ihre Trophäe, fuhren dann aber rasch nach Hause. Trainer Unai Emery hatte für Donnerstag einen Ruhetag angesetzt, am Freitag beginnt die Vorbereitung auf das Pokalfinale.
Als der Coach vor gut drei Jahren zum FC Sevilla kam, eilte ihm kein guter Ruf voraus: Seine Teams würden keine Titel gewinnen und in entscheidenden Spielen versagen. Dies hat er mit den drei Europa-League-Siegen gründlich widerlegt. «Dieser Wettbewerb liegt uns», sagte der Trainer aus dem Baskenland. «In der Champions League kamen wir nicht zurecht. Aber dann sind wir in unseren Cupwettbewerb zurückgekehrt und haben uns von Runde zu Runde gesteigert.»
Zu den Vätern des Erfolges gehört auch Sevillas Sportdirektor Ramón Rodríguez, genannt «Monchi». Der frühere Torwart versteht es wie kaum ein anderer, von Jahr zu Jahr für wenig Geld praktisch unbekannte Talente zu holen, die in Sevilla dann ihren Durchbruch erleben. So gelang es dem Club, die Löcher im Team zu stopfen, die durch den Weggang der besten Spieler entstanden waren. «Fünf Europacuptitel sind echt viel», meinte «Monchi» überglücklich. «Da fehlen mir die Worte.»
Ein Sevillaner hatte wenig Grund zur Freude. Alberto Moreno war 2014 von seinem Heimatclub zum FC Liverpool gewechselt und stand in Basel auf der Verliererseite. «In der zweiten Halbzeit hat der FC Sevilla uns gefressen», räumte er ein. Kevin Gameiro (46. Minute) und Coke (63./69.) hatten aus einem 0:1-Rückstand ein 3:1 gemacht.
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(dpa)