Barcelona – Fußball-Nationaltorwart Marc-André ter Stegen und Weltstar Lionel Messi sind gewarnt.
Nach dem 3:0 daheim gegen Champions-League-Sieger Real Madrid tritt Überraschungstabellenführer FC Sevilla am Samstag (20.45 Uhr) in der spanischen Primera Division voller Selbstbewusstsein bei Titelverteidiger FC Barcelona an. «Wir haben bereits Madrid bezwungen und wissen, dass wir im Camp Nou wieder kräftig auf den Tisch hauen können», sagte Sevillas Abwehrroutinier Daniel Carriço vor dem Topduell des Ersten (16 Punkte) beim Zweiten (15).
Für einen Verein, der lange Zeit weder sportlich noch finanziell zur ersten Garnitur gehörte, war der FC Sevilla seit der Jahrhundertwende international unglaublich erfolgreich. Seit dem Jahr 2006 gewannen die Andalusier nicht weniger als fünf Mal die Europa League, zwischen 2014 und 2016 sogar drei Mal in Serie. Ganz oben in der Tabelle der spanischen Liga stand der Club nach acht Spieltagen oder mehr aber zuletzt vor zwölf Jahren. Damals, in der Saison 2006/07 sprang am Ende nur Platz drei heraus. «Diesmal ist der Titel drin», glaubt die Zeitung «Diario de Sevilla».
Was sagt Trainer Pablo Machín, der seit Mai im Amt ist, dazu? «Es ist sehr schwer, aber wir werden alles versuchen.». Um den zweiten Liga-Titel nach dem bisher einzigen Triumph im Jahr 1946 zu holen muss der fünfmalige Pokalsieger, der oftmals als zu unbeständig gilt, endlich so etwas wie Stabilität erreichen. Das Team zeigte auch in dieser Spielzeit seine zwei Gesichter. Nach einem bescheidenen Saisonstart gab es zuletzt vier Siege in Folge in der Liga, und auch einen Triumph in der Europa League. Das Team zeigte zudem spektakulären Angriffsfußball.
Die Madrider Sportzeitung «AS» sprach jüngst bereits von einer «Revolution». Ist der ewige Titelzweikampf zwischen Real und Barça – wie viele auf der iberischen Hlabinsel hoffen – bald zu Ende? Die beiden «Giganten» gewannen seit der Jahrtausendwende zusammen 15 von 18 Titeln. Nur der FC Valencia (2002 und 2004) sowie Atlético Madrid (2014) konnten die Dominanz kurz unterbrechen.
An guten Tagen kann es das Team ohne Superstars mit jedem aufnehmen. Das Mittelfeld mit den Argentiniern Ever Banega und Franco Vázquez sowie dem Spanier Pablo Sarabia ist seit Wochen in Topform. Der neue Keeper, der tschechische Nationaltorwart Tomáš Vaclík, strahlt viel Sicherheit aus. Am meisten glänzte zuletzt aber Neuzugang André Silva. Der junge Stürmer aus Portugal (22) hat bereits sieben Liga-Treffer erzielt, war gegen Madrid der Matchwinner und wird bereits mit seinem berühmten Landsmann Cristiano Ronaldo verglichen.
Die Statistik verspricht den Gästen derweil am Samstag im Camp Nou alles andere als ein leichtes Spiel – auch wenn die Katalanen schwächeln und seit vier Liga-Spielen nicht mehr gewonnen haben. Der FC Sevilla ist nämlich das «größte Opfer» von Messi. In 34 Spielen traf der Argentinier nicht weniger als 31 Mal – und somit häufiger als gegen jeden anderen Liga-Gegner. Die Andalusier haben zudem nur sechs Mal (von 74 Spielen) in Barcelona gewonnen, so selten wie bei keinem anderen spanischen Club.
Stars hat der FC Sevilla nicht, und auch in Sachen Finanzen kann Sevilla kaum mit den Großen mithalten. Nachdem die erneute Qualifikation für die Champions League verpasst wurde, musste der Etat um 40 auf 212 Millionen Euro heruntergeschraubt werden. Zum Vergleich der Etat von Barcelona: 960 Millionen. Trotzdem ist Abwehrspieler Simon Kjaer zuversichtlich: «Du darfst im Camp Nou nur keine Angst haben, sonst wirst Du zerstört. Wir fürchten uns aber nicht vor Barcelona», versichert der Däne.
(dpa)