Manchester – Die Europa League fehlt Bastian Schweinsteiger noch in seiner Titelsammlung. Der frühere Nationalspieler ist in seiner Karriere schon Weltmeister, Champions-League-Sieger, gefühlt 100 Mal deutscher Meister und auch englischer FA-Cup-Gewinner geworden.
Doch die K.o.-Runde in der Fußball-Europa-League, die für seinen Verein Manchester United an diesem Donnerstagabend (21.05 Uhr) mit einem Heimspiel gegen AS St. Etienne aus Frankreich beginnt, bietet dem 32-Jährigen auf einmal Chancen, auf die er noch vor wenigen Monaten nicht ernsthaft zu hoffen brauchte.
Das Wichtigste ist zunächst einmal: Schweinsteiger darf überhaupt mitspielen. Im Gegensatz zur ersten Saisonhälfte berief ihn sein Trainer José Mourinho in das 25-köpfige ManUnited-Aufgebot für diesen Wettbewerb. «Ich freue mich, dass er eine weitere Chance bekommt», sagte der frühere Dortmunder und heutige Manchester-Profi Henrich Mchitarjan. «Er weiß genau, was auf dem Platz zu tun ist, ich kann nur Positives über ihn sagen. Er hat einen großartigen Charakter.»
Schweinsteigers Weg zurück auf die Kaderliste war hart und zeitweise demütigend. Zu Beginn der Saison durfte er nur mit dem Reserveteam des englischen Rekordmeisters trainieren. Seit November setzt ihn Mourinho zumindest zeitweise wieder im FA Cup und im Ligapokal ein.
Auch in der Europa League darf er auf ein wenig Berücksichtigung hoffen. Denn im Idealfall hat ManUnited bis zum Saisonende noch 27 Spiele in vier verschiedenen Wettbewerben. Die Europa League genießt dabei nicht die höchste Priorität, im Grunde hält man sich in Manchester noch immer für den größten, reichsten und bedeutendsten Club der Welt. Manchen Teamkollegen wie Zlatan Ibrahimovic oder Paul Pogba mag es etwas unter der eigenen Würde erscheinen, nur noch im zweiten europäischen Club-Wettbewerb nach der Champions League mitkicken zu dürfen. Für Schweinsteiger aber ist die Europa League eine Chance.
Zumindest für Fußball-Nostalgiker braucht sich ein Spiel wie Manchester United gegen AS Saint-Etienne auch nicht hinter einer Champions-League-Partie wie Leicester City gegen den FC Sevilla zu verstecken. Saint-Etienne ist noch immer Rekordmeister in Frankreich, 1976 stand der frühere Verein von Michel Platini im Europapokal-Endspiel gegen den FC Bayern München (0:1).
«Das ist ein historischer Verein. Ein großer Club mit einer großen Tradition», sagte Mourinho mit einer ihm sonst eher fremden Ehrfurcht. Auch der belgische Nationalspieler und Schweinsteiger- Konkurrent Marouane Fellaini betonte: «Die Leute denken immer, es sei leicht, die Europa League zu gewinnen. Aber das ist es nicht. Da sind eine Menge guter Teams mit einer Menge guter Spieler dabei.»
Schalke, Mönchengladbach, Tottenham, AS Rom oder Ajax Amsterdam: An solchen Namen muss Manchester United vorbei, wenn der Club in dieser Saison seinen letzten noch fehlenden europäischen Titel holen will.
Manchester gegen Saint-Etienne – das ist aber auch noch die Geschichte eines ganz besonderen Familienduells. Pogba gegen Pogba: Der teuerste Fußballer der Welt trifft auf seinen älteren Bruder. Im Gegensatz zu ManUnited-Star Paul ist Florentin Pogba ein weitgehend unbekannter Durchschnittsverteidiger in der französischen Provinz. «Als ich die Auslosung sah, war meine erste Reaktion: Ein Traum wird wahr», sagte der 26-Jährige. «Paul kann ja gerne alle Trophäen der Welt gewinnen. Aber er bleibt immer noch mein kleiner Bruder.»
(dpa)