Manchester – Julia Roberts hatte Bastian Schweinsteiger eines voraus. Wenigstens die Hollywood-Schönheit sorgte nach dem erneut enttäuschenden 1:1 (1:1) von Manchester United gegen West Ham United bei dem Besuch mit ihren drei Kindern auf dem Rasen im Old Trafford für ein wenig Glamour.
Für den deutschen Fußball-Weltmeister war indes die Zeit für die Rückkehr auf den Platz noch nicht gekommen. Doch schon am Mittwoch beim erneuten Duell mit den Hammers im Liga-Pokal-Viertelfinale stehen die Chancen gut, dass Schweinsteiger nach 255 Tagen für den englischen Rekordmeister sein Comeback geben könnte.
Die Verletzung von Michael Carrick, dazu die Sperren von Paul Pogba und Marouane Fellaini machen den ersten Saisoneinsatz des Mittelfeldspielers ziemlich wahrscheinlich. Bis dahin betreibt Schweinsteiger weiter gute Miene zum schlechten Spiel von United. «Das Team zeigte eine gute Leistung. Unglücklicherweise konnten wir uns nicht belohnen. Lasst uns weitergehen und auf das nächste Spiel freuen», twitterte der frühere Nationalmannschaftskapitän, der erstmals in dieser Saison auf der United-Ersatzbank Platz nahm.
Allein das war schon ein kleiner Erfolg für den langjährigen Bayern-Star, der vom bislang glücklosen Startrainer José Mourinho zu Saisonbeginn noch aussortiert und in die U23-Mannschaft abgeschoben worden war. Ein Vorgang, für den der alte und neue Bayern-Präsident Uli Hoeneß wenig Verständnis zeigte. «Ich würde die Leute in Manchester bis zum letzten Tag zahlen lassen und dann sagen: Arrividerci! Ich würde sie bis zum 30. Juni 2018 bezahlen lassen, jeden Tag Golf spielen, meine Arbeit anbieten und Ana zum Tennis spielen begleiten», sagte Hoeneß bei einem Fanclub-Treffen in Wunsiedel.
Derartige Töne sind von Schweinsteiger nicht zu hören, auch während der unbefriedigenden letzten Monate hatte er kein böses Wort verloren. So wurde der 32-Jährige Ende Oktober nach dem schwachen Saisonstart von Mourinho zurück ins Mannschaftstraining geholt. Einen Wechsel oder eine Vertragsauflösung hatte Schweinsteiger stets abgelehnt. Zuletzt war im Gespräch, dass der Mittelfeldspieler zu Chicago Fire in die amerikanische Fußball-Liga MLS wechseln könnte.
Dass Schweinsteiger United aber durchaus weiterhelfen könnte, ist angesichts der schwachen Auftritte des Ex-Meisters gar nicht so unwahrscheinlich. Elf Punkte beträgt bereits der Rückstand zu Spitzenreiter FC Chelsea, dem Ex-Club von Mourinho, dessen Fähigkeiten allmählich angezweifelt werden. Der Portugiese, der noch vor der Saison für weit über 100 Millionen Euro Stars wie Pogba oder Zlatan Ibrahimovic einkaufen durfte, fällt in dieser Saison eher durch ständigen Auseinandersetzungen mit den Schiedsrichtern auf.
Auch am Sonntag musste «The Special One» mal wieder nach einem Aussetzer auf die Tribüne. Es war bereits das zweite Mal innerhalb eines Monats, eine weitere Sperre dürfte fällig sein. Immerhin blieb es Mourinho erspart, den Auftritt seines Teams zu erklären. Das übernahm Assistent Rui Faria, der sogleich tönte: «Das ist ein großer Club und wir sind große Clubs gewöhnt. Wir wissen, wie wir ein Team zu Siegen führen.»
Das scheint nach den unbefriedigenden Jahren unter Louis van Gaal aber noch ein wenig zu dauern. Bis dahin müssen sich die ungeduldigen United-Fans mit Auftritten von Stars wie Julia Roberts vertrösten.
(dpa)