Dortmund – Nur zaghaft bewegten sich die Profis von Borussia Mönchengladbach in Richtung Fantribüne. Schließlich drohten ihnen nach dem deutlichen 1:4 (1:2) bei Borussia Dortmund bitterböse Schmähgesänge.
Doch zur Verwunderung der seit nunmehr acht Partien sieglosen Mannschaft gab es aufmunternden Applaus und mutmachende Sprechchöre. Der ungewöhnliche Schulterschluss zwischen Team und Tribüne ging Weltmeister Christoph Kramer sichtlich nahe: «Für solche Szenen spiele ich Fußball. Das war unglaubliche Empathie. Sie tragen den Verein im Herzen.»
Die Botschaft der Fans, dass die Gladbacher in der Stunde der Not zusammenstehen, verhalf auch Lars Stindl ein wenig über den Frust hinweg: «Sie haben heute eine sensationelle Reaktion gezeigt», sagte der Offensivspieler. Ähnlich sah es Sportdirektor Max Eberl: «Jetzt geht es nur gemeinschaftlich – unsere Fans haben das mit ihrer tollen Reaktion nach dem Spiel eindrucksvoll vorgemacht.»
Doch die sportliche Talfahrt ging auch in Dortmund weiter. Die frühe Führung durch Raffael in der 6. Minute entpuppte sich als Strohfeuer. Stindl machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: «Woche für Woche spielen wir gut, aber können nichts mitnehmen. Es sind Kleinigkeiten, die wir unbedingt abstellen müssen.»
Doch mit Kleinigkeiten allein dürfte die erhoffte Trendwende kaum zu schaffen sein. Wie allein die Statistik des Spiels in Dortmund dokumentiert, war der Leistungsunterschied bei 3:15 Torschüssen und nur 38 Prozent Ballbesitz für die Gäste größer als von Stindl beschrieben. Nicht zuletzt deshalb tut der Vorjahresvierte gut daran, den Blick Richtung Tabellenende zu richten. Schließlich ist die Abstiegszone nur noch drei Plätze entfernt. «Das ist eine gefährliche Situation», sagte Trainer André Schubert.
Die schlechteste Auswärtsbilanz der Gladbacher seit zehn Jahren bringt den Coach mehr und mehr in Erklärungsnot. Sportdirektor Eberl nahm den in die Kritik geratenen Schubert jedoch zum wiederholten Male in Schutz. «Ich weiß nicht, ob der Trainer alleine dafür verantwortlich ist. Wir stecken alle in der Misere und müssen uns alle hinterfragen – die Spieler, der Trainer, der Staff und ich muss mich hinterfragen.»
Zum Leidwesen aller Beteiligten ist auch die nächste Aufgabe nicht dazu angetan, verloren gegangenes Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Die Borussia muss im letzten Gruppenspiel der Champions League am Dienstag beim FC Barcelona bestehen. Aus rein sportlichen Gründen könnte der bereits für die Europa League qualifizierte Bundesliga-13. eine neuerliche Niederlage verschmerzen. Nur allzu hoch sollte sie besser nicht ausfallen. Schubert klang wenig zuversichtlich: «Barça – auch nicht ganz einfach.»
(dpa)