Oklahoma City – Dennis Schröder ist bereit für seine bisher größte Herausforderung. «Ich will nicht zu viel reden, aber wir wollen schon oben mitmischen», sagt der Basketball-Nationalspieler vor seiner sechsten Saison in der NBA.
Nach fünf Jahren bei den Atlanta Hawks wagt der 25-Jährige bei den Oklahoma City Thunder als gestandener Profi den Neustart und riskiert viel. Im Schatten seines Vorbilds Russell Westbrook muss sich der Braunschweiger beweisen und in neuer Rolle auch wieder um seine Spielzeit kämpfen. Das Ziel ist klar: Deutschlands aktuell bester Korbjäger will in den kommenden Jahren um den Titel der nordamerikanischen Profiliga mitspielen.
«Viele haben gesagt: Du wirst nicht viel spielen», sagt Schröder. Sein Wechsel zu den Thunder löste in diesem Sommer durchaus etwas Verwunderung aus. Denn in Westbrook, dem wertvollsten Spieler (MVP) der NBA-Saison 2016/2017, hat Oklahoma einen Superstar auf Schröders Position. Doch ausgerechnet der Ausnahme-Aufbauspieler war ein Grund für den Wechsel. «Ich bin ein Fan von Russell Westbrook, davon, mit welcher Intensität er jedes Spiel angeht», sagte Schröder: «Ich brauche jemanden, der mir zeigt: So und so musst du es machen.»
Westbrook sei genau der richtige Mann dafür. Beide trainierten schon vor dem Beginn der Vorbereitung gemeinsam, ehe sich Westbrook Mitte September am Knie operieren lassen musste. So bekam Schröder in den Testspielen viel Einsatzzeit und überzeugte. Auch zum Saisonstart in der Nacht auf Mittwoch (04.30 Uhr MESZ) bei Meister Golden State Warriors könnte er deshalb in der Startformation stehen. Ein Stammplatz wurde ihm nicht garantiert, dafür die Spielzeit von rund 30 Minuten pro Begegnung. «Sie haben mir gesagt, ich werde im vierten Viertel auf dem Feld stehen. Das ist das, was am Ende zählt.»
Möglich scheint auch, dass das athletische und schnelle Duo Westbrook/Schröder lange gemeinsam auf dem Parkett steht und mit seiner explosiven Spielweise für viel Druck sorgt. «Ich denke, dass wir gut zusammenpassen. Wir werden uns gegenseitig Platz schaffen», sagte Olympiasieger und Weltmeister Westbrook. Teamkollege Patrick Patterson lobte den Deutschen als «sehr schlau, sehr geschickt, sehr schnell», während Trainer Billy Donovan nach dem letzten Testspiel befand: «Er ist eine großartige Ergänzung für uns. Seit dem ersten Tag macht er einen guten Job.»
Im Sommer qualifizierte sich Schröder als Anführer mit dem Nationalteam für die WM 2019 in China, auch in Atlanta gab er auf dem Parkett den Ton an. Nun heißen die Stars Westbrook und Paul George. Verstecken will sich Schröder, der sich vor dem ersten Ligaspiel für OKC seine markante goldene Strähne sowie die neue Teamfarbe blau ins Haar färbte, aber nicht. «Ich habe mich etabliert in der NBA», sagt er: «Was auch immer von mir verlangt wird, mache ich.» In der abgelaufenen Saison hatte der Point Guard mit den Hawks die Playoffs verpasst und den letzten Platz im Osten belegt, mit den Thunder soll der Einzug in die K.o.-Runde der starken Western Conference gelingen.
Auch nach seinem Vereinswechsel gilt Schröders Vertrag noch drei weitere Jahre. Bis zum Sommer 2021 bekommt er pro Saison umgerechnet 13,4 Millionen Euro Gehalt und gehört damit zu den deutschen Topverdienern im Weltsport. Aber: In seinem eigenen Team ist er nur die Nummer vier. Alleine der vier Jahre ältere Westbrook erhält pro Jahr mit 30,7 Millionen Euro mehr als das Doppelte.
(dpa)