«Schlimmste Fehler»: Chiles Diaz untröstlich

St. Petersburg – Arturo Vidal konnte beim Gedanken an die Revanche für den unerfüllten Titeltraum schon wieder lächeln, Chiles Pechvogel war hingegen einfach nur untröstlich.

Weinend stand Marcelo Diaz vor den Journalisten, wischte sich immer wieder mit dem Ärmel seines roten Trainingspullovers die Tränen aus dem Gesicht. «Ich denke, das ist der schlimmste Fehler, den ich in meinem Leben als Fußballer machen werde», sagte der frühere Hamburger nach dem 0:1 im Finale des Confed Cups gegen Deutschland schluchzend.

Alle Versuche der chilenischen Reporter, den 30-Jährigen wieder aufzubauen, scheiterten. Noch in der Nacht zu Montag entschuldigte sich Diaz für seinen entscheidenden Ballverlust vor dem goldenen Tor von Lars Stindl in einem Instagram-Beitrag, den er mit den Worten «Liebe Chilenen» begann. Darin verglich der Verteidiger den Schmerz sogar mit dem Tod seines Bruders vor fast 14 Jahren. «Ich habe immer gesagt, dass der Fußball mich nicht so leiden lassen würde wie damals, aber ich lag total falsch.»

Anders als der niedergeschlagene Diaz machte sich Bayerns Vidal trotz der Endspiel-Niederlage mit erhobenem Kopf und breiten Schultern auf den Weg in den Urlaub. «Das muss uns eine Lehre sein für das, was noch kommt», sagte Vidal mit Blick in die Zukunft und peilte angriffslustig die nächsten Großtaten bei der WM 2018 an. «Diese Generation ist wirklich unglaublich. Wir hoffen, dass wir hierhin zurückkehren, um zu kämpfen und hoffentlich wieder das Finale zu erreichen.»

Doch zuvor muss der Copa-América-Champion von 2015 und 2016 überhaupt erst den Sprung zur Weltmeisterschaft schaffen. In Südamerika liegt Chile vier Spieltage vor Schluss derzeit nur auf dem vierten und damit letzten direkten Qualifikationsrang. Als ältestes Team bei diesem Confed Cup ist das Turnier in Russland womöglich die letzte realistische Chance dieser Generation auf einen WM-Erfolg. «Der Traum und der Hunger dieses Teams sind immer noch da», versprach Vidal.

Selbst mit der gewohnten Aggressivität ihres Anführers hatten die Chilenen die junge deutsche Mannschaft nicht einschüchtern können. Sinnbildlich der heftige bayern-interne Streit, bei dem sich Joshua Kimmich trotz eines wüsten Schubsers von Vidal gegen den Hals nicht zurückdrängen ließ.

Direkt im Anschluss verzichteten beide zunächst noch auf einen versöhnlichen Handschlag, wollten den Disput aber unbedingt vor dem Wiedersehen beim Bayern-Training abhaken. «Es war nichts, wir waren beide heiß. Ich habe ihm gesagt, er soll weniger reden und mehr spielen», berichtete Vidal. «Aber es ist vorbei, wir sind immer noch Freunde.»

Nach einem hitzigen Spiel präsentierten sich der Bayern-Star und sein Team als faire Verlierer, in der Heimat trauerten die Medien aber der verpassten Chance hinterher. «La Roja bleibt mit leeren Händen, ohne dass sie das verdient haben», schrieb die Zeitung «La Tercera» und zeigte sich in Anlehnung an den berühmten Spruch von Gary Lineker über die stets siegreichen Deutschen fatalistisch: «Aber das ist Fußball. Ein Sport, erfunden von den Engländern, der 11 gegen 11 gespielt wird – und Deutschland gewinnt immer.»


(dpa)

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