Schiri-Streik: Komplettabsage auf Berlins Fußballplätzen

Berlin – Nach einer Streikankündigung der Schiedsrichter wegen zunehmender Gewalt auf Berliner Fußballplätzen hat der Verband in der Hauptstadt alle unterklassigen Partien an diesem Wochenende abgesagt.

Betroffen von der rigorosen Maßnahme sind alle Begegnungen unterhalb der sechstklassigen Berlin-Liga. Wie der BFV am Freitag mitteilte, ruht der gesamte Spielbetrieb des Erwachsenen- und Jugendbereiches im Berliner Amateurfußball. Zuvor hatten sich die Verantwortlichen in einer Telefonkonferenz beraten.

Laut des Fernsehsenders rbb, der zunächst exklusiv über den Schritt der Referees berichtet hatte, sind rund 1600 Amateurspiele von der Absage betroffen. Die Entscheidung für den Streik, der die Absage letztlich nach sich zog, war im Schiedsrichterausschuss nach Aussage des Vorsitzenden Jörg Wehling mit deutlicher Mehrheit getroffen worden. Das BFV-Präsidium hob diesen Beschluss allerdings mehrheitlich wieder auf. Aus organisatorischen Gründen wurden die Spiele dennoch abgesagt.

Durch das eigenmächtige Handeln des Schiedsrichterausschusses seien bereits Spekulationen, Informationen und Absprachen innerhalb der Vereine erfolgt, die nur schwer zu korrigieren seien. «Daher hält es das Präsidium für geboten, ein mögliches Chaos zu vermeiden und aus organisatorischen Gründen alle Spiele abzusagen», hieß in der Mitteilung.

«In meiner langjährigen Amtszeit war es noch nie notwendig, dass das Präsidium des Berliner Fußball-Verbandes eine Entscheidung eines Ausschusses außer Kraft setzen muss», sagte BFV-Präsident Bernd Schultz. «Die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Schiedsrichtern sehe auch ich mit großer Sorge. Hier gilt es konsequent und gemeinsam gegen die Täter vorzugehen und alle Möglichkeiten der Sportgerichtsbarkeit auszuschöpfen.» Gleichzeitig könne ein Ausstand von Schiedsrichtern immer nur die letzte Konsequenz sein.

Das Schiedsrichter-Gremium hatte den Ausstand mit der gestiegenen Gewalt bei den Spielen begründet. «Bereits jetzt nach wenigen Spieltagen haben wir 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung auf den Berliner Plätzen zu verzeichnen», hatte es geheißen. 53 Mal richtete sich die Gewalt nach den Angaben des Ausschusses konkret gegen die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. «Das sind alarmierende Zahlen, hier ist Handlungsbedarf gefordert und ein deutliches Stop-Zeichen zu setzen.»

In der kompletten vergangenen Saison hatte es rund 150 Vorfälle gegeben, bei denen Schiedsrichter angegangen worden waren. BFV-Chef Schultz appellierte nun an alle Verantwortlichen im Berliner Schiedsrichterbereich, «den gesamten Spielbetrieb des BFV im Blick zu haben und sich der Verantwortung bewusst zu sein». Die Probleme und Herausforderungen der zunehmenden Gewaltbereitschaft «können nur gemeinsam gelöst werden».


(dpa)

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