Oberhof – Simon Schempp und Erik Lesser versetzten die Oberhofer Biathlon-Fans mit ihrem Doppelsieg in Ekstase, Laura Dahlmeier legte wenig später mit Rang zwei noch nach: Die deutschen Skijäger haben zum Abschluss des Heim-Weltcups am Grenzadler aufgetrumpft.
«Das war ein grandioser Tag für unser Team und für das deutsche Biathlon», sagte Schempp nach seinem ersten Saisonsieg und dem ersten Männer-Doppelerfolg seit elf Jahren. In einem fulminanten Endspurt im Massenstart-Rennen rangen er und Lesser Weltcup-Dominator Martin Fourcade aus Frankreich nieder.
Die in den ersten beiden Oberhof-Rennen pausierende Laura Dahlmeier konnte zwar das Gelbe Trikot der Weltcup-Gesamtführenden von der erneut siegreichen Tschechin Gabriela Koukalova nicht zurückerobern. Aber mit Blick auf die WM in vier Wochen im österreichischen Hochfilzen scheint ihre taktische Renneinteilung aufzugehen. «Ich bin super happy. Ich habe alles richtig gemacht. Bis jetzt gibt mir der Erfolg ja auch recht», sagte die 23-Jährige, die nun als Gesamt-Zweite 15 Punkten hinter Koukalova liegt. Franziska Hildebrand wurde Sechste.
Für Deutschlands Männer-Nummer eins könnte der ersehnte elfte Weltcupsieg eine Initialzündung sein. «Für das Selbstvertrauen und den Gemütszustand tut so ein Ergebnis natürlich unheimlich gut», sagte Schempp, der schleppend in die Saison gestartet war und bisher in Oberhof nie Top-Ergebnisse schaffte. Jetzt will er ab Mittwoch bei seinen Heim-Rennen in Ruhpolding und in seinem «Wohnzimmer» Antholz nachlegen. «Ich hoffe, dass es da so weitergeht», sagte er.
Auch Lesser konnte den Erfolg kaum fassen. «Ich bin mega happy. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich das noch schaffe», bekannte Lesser, der sich in der Schlussrunde schon Platz fünf abgefunden hatte und dann im Fotofinish gegen Fourcade sogar die Nase vorn hatte. Die starken Teamergebnisse in Oberhof Männer rundeten Arnd Peiffer als Verfolgungs-Zweiter und Benedikt Doll als Massenstart-Sechster ab.
Auch Damen-Bundestrainer Gerald Hönig dürfte mit dem Abschneiden seiner Frauen zufrieden sein. Maren Hammerschmidt löste mit zwei Top-Platzierungen das WM-Ticket. Einzig Miriam Gössner ist mit Blick auf Hochfilzen weiter im Hintertreffen.
Derweil herrscht mit Blick auf den russischen Dopingskandal zwischen den Athleten und dem Weltverband IBU eine Art Burgfrieden. Ein Athleten-Boykott ist vorerst vom Tisch, dafür setzen sich die Sportler in einem Forderungskatalog an die IBU für härtere Sanktionen ein. So sollen unter anderem bei Dopingvergehen Nationen Startplätze aberkannt werden.
Doch IBU-Präsident Anders Besseberg hat die Erwartungen der Athleten auf rasche Maßnahmen gedämpft. «Wir sind eine demokratische Organisation, und wir als Vorstand können nicht einfach so Regeln ändern», sagte der Norweger. Die IBU bemühe sich eine schnelle Sanktionen. «Wann das ist, kann ich aber nicht sagen.»
Die Oberhofer Organisatoren warteten – nach dem witterungsbedingten Ausfall im Vorjahr – wieder mit einem gut organisierten Weltcup auf. «Die deutschen Weltcups haben den Biathlon groß gemacht. Deswegen ist es gerechtfertigt, dass wir zwei Weltcups haben», sagte Peiffer zu den seit Jahren immer wieder aufkeimenden Diskussionen um Oberhof.
Auch für den DSV-Präsidenten Franz Steinle steht der thüringische Wintersport-Ort nicht zur Debatte. «Oberhof gehört international zu den Big 4 oder Big 5 und muss auch in Zukunft gesetzt sein», sagte Steinle. Zudem wird sich der DSV mit Oberhof nach der gescheiterten Bewerbung für die WM 2020 nun für die Titelkämpfe 2023 bewerben.
(dpa)