Gelsenkirchen – Die Champions League wird für den FC Schalke 04 zum Experimentierfeld. Angesichts der schon feststehenden Achtelfinal-Qualifikation als Gruppen-Zweiter hat die finale Partie gegen Lokomotive Moskau aus sportlicher Sicht für den Fußball-Bundesligisten keinerlei Bedeutung.
Entsprechend groß ist die Neigung von Trainer Domenico Tedesco, auch wegen der großen Personalprobleme das Duell mit dem russischen Meister zur XXL-Rotation zu nutzen. «Wir denken an Rotation. Aber nicht weil wir sagen, das Spiel ist unwichtig. Sondern weil wir Frische brauchen», sagte Tedesco am Montag. Der 33-Jährige entschuldigte schon zuvor bei den Anhängern: «Die Fans mögen es uns verzeihen.»
Ohnehin hält sich die Vorfreude beim Revierclub auf die Pflichtübung nach dem 1:2 gegen Borussia Dortmund in Grenzen. Auch Tedesco hatte an der Derbypleite noch zu knabbern. «Eine Niederlage tut immer weh, diese ganz besonders. Aber ich muss die Lokomotive sein und die Spieler pushen. Wir wollen zeigen, dass wir zurecht im Achtelfinale stehen. Wir wollen unseren Verein und den deutschen Fußball würdig vertreten», betonte er vor dem Spiel am Dienstag.
Der Coach macht keinen Hehl daraus, dass nach dem Absturz auf Platz 13 der Fokus auf der Bundesliga mit den restlichen Hinrundenpartien beim FC Augsburg am Samstag sowie gegen Leverkusen und in Stuttgart liegt. «Spätestes gegen Augsburg geht es darum, mit der bestmöglichen Elf Gas zu geben.» Das betonte auch Sebastian Rudy: «Wir haben noch drei Bundesligaspiele, die wir alle gewinnen wollen.»
Mit gemischten Gefühlen kehrt Benedikt Höwedes, der 16 Jahre lang das königsblaue Dress trug und von Tedesco im Sommer 2017 aussortiert wurde, erstmals als Spieler an seine alte Wirkungsstätte zurück. «Einerseits freue ich mich darauf, nach Hause zu kommen», sagte er im «Kicker»-Interview. «Aber es wird nie normal für mich sein, gegen Schalke zu spielen. Das war schon im Hinspiel komisch und wird es am Dienstag – sozusagen in meinem Wohnzimmer – erst recht.»
Anders als für Schalke geht es für den derzeitigen Fünften der russischen Liga noch um etwas. Mit einem Sieg könnte sich die Elf von Trainer Juri Sjomin noch für die K.o.-Phase der Europa League qualifizieren, braucht dafür aber einen Erfolg von Spitzenreiter FC Porto in Istanbul. Trotz aller Wiedersehensfreude mit den ehemaligen Mitspielern und Fans kündigte Höwedes an: «Das wird keine Spaßveranstaltung, um den Hals fallen können wir uns hinterher.»
Wie der Ex-Schalker Jefferson Farfán, der beim 0:1 im Hinspiel verletzt fehlte und am Wochenende beim 2:1 gegen den FC Orenburg beide Tore erzielte, kann Höwedes mit einem warmen Empfang in der Veltins-Arena rechnen. Sein Verhältnis zu Tedesco und Sportvorstand Christian Heidel ist nach der unrühmlichen Trennung allerdings arg getrübt. «Den Abschied hatte ich mir komplett anders vorgestellt, da brauchen wir nicht drumrum zu reden», sagte der 30-Jährige, will das Thema aber «nicht noch einmal aufwärmen». Sein Herz hänge an Schalke und den Fans. «Von ihnen habe ich immer Wertschätzung verspürt.»
Ralf Fährmann hat sogar eine kleine Wette laufen, dass Farfán gegen ihn nicht trifft. «Ich freue mich auf Bene und Jeff. Deswegen wird es ein schöner Fußballabend werden», sagte Schalkes Torwart. Unterdessen knobelt Tedesco an seiner Aufstellung. Da in Guido Burgstaller, Breel Embolo, Mark Uth und Franco Di Santo vier Stümer sicher ausfallen, könnten die Rekonvaleszenten Cedric Teuchert oder Steven Skrzybski eine Chance erhalten.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Schalke 04: Fährmann – Stambouli, Naldo, Nastasic – Schöpf, Mascarell, Mendyl – Serdar, McKennie – Teuchert, Konopljanka
Lokomotive Moskau: Guilherme – Ignatjew, Kwerkwelja, Höwedes, Rybus – Denisow, Krychowiak – Farfán, Al Mirantschuk, Fernandes – Smolow
Schiedsrichter: Sidiropoulos (Griechenland)
(dpa)