Innsbruck – Der neue Weltmeister Maximilian Schachmann schnupperte etwas verlegen am Sieger-Blumenstrauß und freute sich über die belgische Nationalhymne.
Zum letzten Mal wurde im Rahmen der Rad-Weltmeisterschaften ein Titel für Profi-Mannschaften ausgefahren – die belgische Quick-Step-Mannschaft mit dem tempoharten Berliner raste mit annähernd 110 Stundenkilometern bergab zum Gold.
Auf dem Siegerpodest blickte Schachmann schon einmal auf die geschlagenen Tom Dumoulin (Sunweb) und Rohan Dennis (BMC) herab. Vielleicht ein gutes Vorzeichen für diesen Mittwoch, wenn der Senkrechtstarter aus Berlin-Marzahn im Einzelrennen über 52,5 Kilometer wieder nach Edelmetall greift. Titelverteidiger Dumoulin aus den Niederlanden und der australische Ex-Stunden-Weltrekordler Dennis, der zuletzt beide Zeitfahren bei der Spanien-Rundfahrt gewann, gelten als Topfavoriten. Schachmann ist der große Herausforderer.
In dieser Saison ist der 24-Jährige nach Etappensiegen bei der Katalonien-Rundfahrt, beim Giro und der Deutschland-Tour in atemberaubenden Tempo in die Weltspitze aufgestiegen. Aber keine Spur von Übermut: «Die Beine waren heute gut, aber am Mittwoch wird es komplett anders. Die Strecke ist schwieriger. Ich weiß nicht, wo ich landen kann», sagte Schachmann nach seinem ersten Coup in Innsbruck. Auf jeden Fall gab ihm der glänzende WM-Auftakt für weitere Großtaten 2019 «viel Motivation».
In der kommenden Saison fährt der Europameisterschafts-Dritte im Zeitfahren nach «zwei tollen Jahren bei Quick-Step» für die Konkurrenz von Bora-hansgrohe. Dort begibt er sich unter die Obhut des Teamchefs Ralph Denk, dem ein Händchen für die Weiterentwicklung von Talenten nachgesagt wird.
«Wir wissen noch nicht, wo die Reise mit ihm hingeht: Richtung Klassementfahrer oder Klassikerspezialist – wir wollen uns nicht zu früh festlegen», sagte Denk, der bei den öffentlich kolportierten 500.000 Euro Jahresgage für seinen Neuling lachen musste. Er wollte damit signalisieren: Es ist weniger.
Konkurrenz zu dem bereits im Team etablierten Klassementfahrer Emanuel Buchmann – zuletzt Zwölfter bei der Vuelta in Spanien – fürchtet Schachmann nicht: «Für mich ist normal, für den Stärksten zu fahren, für Emanuel sicher auch.» Beim Straßenrennen zum WM-Abschluss am kommenden Sonntag können sie im deutschen Nationalteam schon mal die neue Kooperation üben. Beide fahren – mit sehr überschaubaren Medaillenchancen – im Rang eines Mannschaftskapitäns. Als Nachfolger des vorerst letzten deutschen Profiweltmeisters Rudi Altig (1966) kommen wohl beide eher nicht in Frage.
(dpa)