Pyeongchang – Erkältung, Jetlag und unsanfte Landungen beim Wurf-Flip – mit schmerzverzerrtem Gesicht lief Aljona Savchenko immer wieder an die Bande der kleinen Trainingshalle und suchte Rat bei Coach Alexander König.
Sprechen wollte die 34-Jährige danach nicht mehr – zumindest nicht mit den wartenden Reportern in der Gangneung Eisarena. Der Bus fuhr zeitig ins olympische Dorf, lautete die Ausrede auch für Partner Bruno Massot vor dem Start im olympischen Paarlauf am Mittwoch (02.00 Uhr MEZ) in Pyeongchang. Zumindest nach der Auslosung mit der vorletzten Startnummer machten sie einen zufriedenen Eindruck.
Es sind die fünften Winterspiele von Savchenko – mit ihrem dritten Partner soll es nach zweimal Bronze mit Robin Szolkowy endlich Gold werden. «Auf jeden Fall. Was gibt es anderes?», hatte sie noch kess bei der Einkleidung in Deutschland gesagt. Inzwischen hält sie sich zurück mit Ansagen. «Es ist alles nicht so einfach. Die Erkältung zu meistern ist nicht so ideal mit dem Jetlag», erklärte Trainer König. Beim reduzierten Training nahm der 29-jährige Massot die sichtlich deprimierte Savchenko immer wieder an die Hand und sprach ihr gut zu.
Der dreifache Flip wurde wegen der Probleme nur doppelt geübt. Schon im Teamwettkampf leistete sich die WM-Zweite bei diesem Element einen Anlauffehler und stürzte. «Das war eine neue Erfahrung für Aljona und hat sie selbst am meisten überrascht», sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, der Deutschen Presse-Agentur am Montag.
Die Wahl-Oberstdorfer übten allerdings zuletzt verstärkt den dreifachen Axel, um den angeschlagenen Fuß von Savchenko zu schonen. Der Axel ist aber zu riskant, nun muss der Wurf-Flip klappen. «Sie haben sehr gute Chancen auf Platz eins, wenn sie ihre Programme gut machen. Es muss alles rund laufen», sagte Dönsdorf.
Die schärfsten Konkurrenten sind die Weltmeister Sui Wenjing/Han Cong aus China und die Europameister Jewgenija Tarassowa/Wladimir Morosow. Ausgerechnet Szolkowy gehört zum Trainerteam der Russen. «Das hätte ich mir nie vorstellen können, dass die Teams so direkte Konkurrenten sind», sagte Szolkowy, der mit Savchenko fünf WM-Titel gewann.
Katarina Witt drückt natürlich den Deutschen die Daumen: «Gold wäre Aljona von Herzen zu wünschen. Ihre hartnäckige Ausdauer ist wirklich bewundernswert.» Neben der physischen Form könnte auch die Erfahrung der ältesten Läuferin im Wettbewerb den Ausschlag geben. «Ich hoffe, dass ihre gewonnene Freude und Gelassenheit sie auch mental siegen lässt», sagte die zweimalige Olympiasiegerin der dpa.
Ihr Debüt erleben die Berliner Annika Hocke/Ruben Blommaert und haben dabei vor allem das Ziel, das Finale der besten 16 Paare zu erreichen. «Sie sind die Newcomer, wenn ein Finalplatz dabei herausspringt, wäre ich sehr zufrieden», betonte Coach Knut Schubert. Das wollen auch Ryom Tae Ok/Kim Ju Sik erreichen, die sich als einzige Nordkoreaner sportlich für die Spiele qualifiziert hatten.
(dpa)