Düsseldorf – Hans Sarpei hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu einem konsequenteren Kampf gegen Rassismus aufgefordert.
«Für mich macht der DFB zu wenig. Schilder aufhängen und die Spieler kommen dann damit rein und sagen: Wir sind gegen Rassismus, das ist zu wenig», sagte der ehemalige Fußball-Profi dem TV-Sender Phoenix. Er verwies auf die hohe Strahlkraft der DFB-Elf. «Schauen wir uns doch die deutsche Nationalmannschaft an. Sané, Boateng, Gnabry. Wo die alle herkommen? Warum machen wir denn kein Spiel in Ghana, wo die Wurzeln von Boateng herkommen. Einfach um Brücken zu bauen. Fußball hat solch eine Wirkung, eine solche Kraft. Zeigt den Leuten doch, wie es ist in Ghana», sagte Sarpei.
Sarpei begrüßte die Aktion des FSV Mainz 05, einem Mitglied zu kündigen, das sich über zu viele schwarze Spieler in der Mannschaft beklagt hatte: «Das ist eine starke Reaktion vom FSV Mainz. Aber ich hätte mir noch gewünscht, dass sie dazu geschrieben hätten. Diese farbigen Spieler, da ist ein Deutscher dabei, ein Österreicher, ein Luxemburger, ein Holländer.»
Auch von den Verantwortlichen bei Social-Media-Plattformen wünscht sich Sarpei mehr Engagement gegen Rassismus. «In den Sozialen Netzwerken können sich die Menschen hinter einer falschen Identität verstecken. Es müssten dort eigentlich viel mehr Leute eingestellt werden, die Verfasser von Hasskommentaren anzeigen. Erst wenn diese angezeigt werden, schrecken sie zurück und werden ruhiger, vorher passiert nichts», sagte Sarpei.
Sarpei wurde in Ghana geboren und lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Als Fußballprofi stand er unter anderem beim MSV Duisburg, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Schalke 04 unter Vertrag. Inzwischen ist Sarpei auch als Social-Media-Berater tätig.
Der frühere Fußball-Nationalspieler David Odonkor hat als Kind einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters schon früh Erfahrungen mit rassistischen Beleidigungen gemacht. «Die ersten drei, vier Jahre in der Schule waren einfach sehr, sehr bitter für mich. Ich wurde von den anderen Kindern geschubst und beleidigt. An eine Situation kann ich mich noch gut erinnern. Einer der älteren Jungen kam zu mir und fragte: ‚Ey du Neger, was willst du?‘ Das habe ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich konnte mich irgendwann nur noch mit Fäusten dagegen wehren», sagte der Ex-Profi der «Rheinischen Post».
Nach Einschätzung des im westfälischen Bünde geborenen Odonkor habe sich daran auch heute kaum etwas geändert. Seinen Neffen gehe es heute in der Schule «genauso wie mir damals», meinte der WM-Teilnehmer von 2006. «Selbst wenn sie den Streit nicht angefangen haben, werden sie als Täter dargestellt – nur, weil ein Weißer das behauptet. Das darf doch nicht sein!», sagte der 36-Jährige.
Ihn selbst betreffe das heute eher weniger. «Da gibt es aber auch andere Beispiele: Als meine Schwester nach einem Haus gesucht hat, wurde ihr die Türe geöffnet, sie wurde angeschaut und die Dame sagte nur: ,Nein, sorry, wir vermieten nicht an Sie.’», sagte Odonkor. «Das ist Rassismus und geht einfach nicht.»
(dpa)