Kasan – Den deutschen Confed-Cup-Gegner Chile hat der frühere Bundesliga-Profi Gonzalo Jara in dieser Woche so charakterisiert: «Wir haben vier Weltklasse-Spieler. Der Rest von uns begleitet sie eigentlich nur auf den Platz», sagte der ehemalige Verteidiger des FSV Mainz 05.
Von den vier Weltklasse-Spielern ist an diesem Donnerstagabend beim Spiel gegen Deutschland (20.00 Uhr) schonmal einer verletzt (Torwart Claudio Bravo). An dem zweiten von ihnen ist eigentlich nur der Spitzname «Pitbull» gefährlich (Verteidiger Gary Medel). Bleiben die beiden eigentlichen Stars des Südamerika-Meisters von 2015 und 2016: Arturo Vidal und Alexis Sanchez.
Der Mittelfeld-Antreiber Vidal spielt bereits seit zwei Jahren für den FC Bayern. Den Stürmer Sanchez können sich die Münchener ab der kommenden Saison auch sehr gut in ihrem Trikot vorstellen. Ein solcher Transfer ist zuletzt allerdings immer unwahrscheinlicher geworden. Denn das Gesamtpaket aus einer saftigen Ablösesumme für den FC Arsenal und den angeblich obszönen Gehaltsforderungen des 28-Jährigen ist den Bayern offenbar zu groß.
Ein deutscher Nationalspieler möchte auf keinen Fall, dass Sanchez zum FC Bayern wechselt: Arsenal-Verteidiger Shkodran Mustafi. «Ich hoffe, dass er bleibt», sagte der 25-Jährige in einem Interview der «Sport Bild» (Mittwoch). «Ich habe wenige Spieler erlebt, die so hungrig sind wie er. Sobald er am Ball ist, weiß jeder: Es kann etwas passieren. Hat er sich seinen Weg vor’s Tor erst mal gebahnt, lässt er sich es meistens nicht mehr nehmen, das Ding auch reinzumachen.»
Vorarbeit Vidal, Tor Sanchez: So soll das aus Sicht der Chilenen auch am Donnerstag in Kasan gegen den Weltmeister laufen. Vorarbeit Sanchez, Tor Vidal: So wurde am Sonntagabend bereits das erste Confed-Cup-Spiel gegen den Afrika-Meister Kamerun (2:0) entschieden. Beide spielen bereits seit zehn Jahren in der Nationalmannschaft zusammen und standen auch schon in der Saison 2006/07 gemeinsam im Kader des chilenischen Rekordmeisters Colo-Colo.
Da Alexis Sanchez in Russland unter Problemen an seinem linken Knöchel leidet, gegen Kamerun erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, gegen Deutschland aber wieder von Beginn an spielen soll, ist Vidals Bedeutung für sein Team bei diesem Turnier noch einmal größer geworden, als sie ohnehin schon immer war.
Der 30-Jährige ist der Antreiber und Dampfmacher der Roja. Und wie man das vom FC Bayern kennt, ist der Grat, auf dem er sich dabei bewegt, sehr schmal. Was ist noch erfolgversprechende Aggressivität, was bereits unerlaubte Härte? Was ist noch Draufgängertum, was schon wieder taktisch unkluger Aktionismus?
Die Übergänge sind da bei diesem «Vulkan aus Fleisch und Blut» (Süddeutsche Zeitung) manchmal fließend. Bei der Nationalmannschaft reißt er mit seinem Ehrgeiz allerdings alle mit. «Unser einziges Ziel ist, den Pokal zu holen. Wir wollen zeigen, dass es kein Zufall ist, dass wir zweimal die Copa America gewonnen haben», sagte Vidal.
Joachim Löw hat die Chilenen schon vor dem Confed Cup zum Turnierfavoriten erklärt. Und nicht nur der Bundestrainer weiß, dass man dafür mehr braucht als nur vier herausragende Spieler, wie Gonzalo Jara so gern kokettiert. Bei diesem Team kommt vieles zusammen: Seine Eingespieltheit. Die jahrelange Prägung durch Top-Trainer wie Marcelo Bielsa und Jorge Sampaoli. Dazu noch eine enorme taktische Reife. «Da zählt Chile zu den zwei, drei besten Nationen der Welt», lobte Löw in einem dpa-Interview.
(dpa)