Sanchez erfüllt Kindheitstraum gegen Deutschland

Kasan – Die Fragen zu seiner Zukunft und dem FC Bayern ließ Alexis Sanchez unbeantwortet. Viel lieber sprach der europaweit umworbene Flügelflitzer Chiles nach dem hart erkämpften 1:1 gegen Deutschland beim Confed Cup über sein Rekordtor.

«So wirklich kann ich nicht ermessen, was ich gerade geschafft habe. Vielleicht kann ich später, wenn ich alt bin, all das verstehen», schwärmte der 28-Jährige in der Tataren-Hauptstadt Kasan.

El Niño Maravilla – das Wunderkind, wie er in der Heimat genannt wird – überflügelte mit seinem 38. Länderspieltor die Bestmarke von Marcelo Salas. «Es ist etwas, wovon ich als Kind geträumt habe», sagte der Stürmer des FC Arsenal. «Als ich mit 16 im Nationalteam angefangen habe, hatte ich die Vorstellung, hier anzukommen.»

Wo Sanchez kommende Saison landen wird, ist dagegen weiter unklar. Lächelnd, kopfschüttelnd und mit einem «No, no» als Antwort lief er als letzter Spieler Chiles an den Reportern vorbei. Was auch bei der mehrfach gestellten Frage nach einem Engagement beim deutschen Rekordmeister aus München wohl weniger als Absage, sondern als generelle Unlust auf das Wechsel-Thema zu werten war.

Gegen das junge deutsche Team bewies Sanchez, warum auf dem Transfermarkt derzeit nicht nur eine hohe Ablöse, sondern auch ein astronomisches Gehalt von rund 25 Millionen Euro für ihn aufgerufen wird. Als unermüdlicher Dauerläufer und einzige taktische Konstante auf der linken Außenbahn im flexiblen Offensivsystem des Südamerikameisters sorgte er für Unruhe im Minutentakt. So schwärmte auch Chile-Verehrer Joachim Löw in seiner Analyse von den «Klassespielern wie Sanchez und Co.».

Doch auch dem Spieler des Spiels ging aufgrund des kräftezehrenden Pressings die Luft aus. «Wir müssen uns jetzt gut erholen», sagte Sanchez mit Blick auf das Gruppenfinale gegen Australien am Sonntag (17.00 Uhr) in Moskau. Wie Deutschland im Duell mit Kamerun reicht auch Chile ein Unentschieden zum sicheren Halbfinaleinzug, der somit nur noch Formsache sein sollte.

Doch nach dem ersten Titel überhaupt bei der Copa América 2015 sind die Ansprüche bei der Roja inzwischen andere. «Unser Ziel ist es, hier als Champions rauszugehen und nicht dass wir alle Spiele gewinnen», sagte Bayerns Arturo Vidal. Trotz der anfänglichen Überlegenheit wertete Chiles Aggressive Leader den Punkt gegen den Weltmeister als wichtigen Prestigeerfolg. «Man hat gesehen, dass es keine B-Auswahl ist», sagte Vidal über das DFB-Team und scherzte aufgrund der Jugend des Gegners: «Ich hätte heute lieber gegen eine Nationalmannschaft mit allen Spielern gespielt – dann wären wir weniger gelaufen.»

Im Gegensatz zum Perspektivteam von Löw steht Chiles Auswahl im Zenit ihres Könnens. Der 30 Jahre alte Vidal kündigte in Russland bereits an, er wolle noch bis 40 spielen. Und auch Sanchez will seinen Rekord noch weiter ausbauen, auch wenn der Ex-Hoffenheimer Eduardo Vargas nur vier Tore weniger auf dem Konto hat. Doch Sanchez setzt darauf, dass die Bestmarke erst nach seiner Karriere fällt: «Ich hoffe, irgendwann mal mit einem Glas Wein im Sessel zuschauen zu können, wie jemand mich übertrifft.»


(dpa)

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