Manchester (dpa) – Kaum war der Rekordtransfer von Leroy Sané zu Manchester City perfekt, dachte Christian Heidel schon über mögliche Investitionen für den weiteren Umbau des Revierclubs nach.
«Das Geld steht nun für den Gesamtetat des FC Schalke zur Verfügung. Aber nirgendwo steht, dass alles in Ablösen oder Gehälter investiert werden muss», sagte der Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten im Interview der Deutschen Presse-Agentur im Trainingslager in Mittersill.
«Aber sicherlich haben wir nach dem Transfer noch einmal mehr Spielraum für Spielerkäufe», ergänzte der 53-Jährige. Gleichwohl will er die Summe nicht komplett für Neuzugänge ausgeben. «Jeder weiß, dass wir auch in die Infrastruktur des Clubs investieren.»
Nach zähen Verhandlungen und bestandenem Medizincheck war Sanés Wechsel zum Premier-League-Club endgültig bestätigt worden. Mit der Ablösesumme von 48 Millionen Euro plus Bonuszahlungen, die sich auf 55 Millionen Euro summieren könnten, würde der 20-Jährige zum teuersten deutschen Spieler. Bislang war Mesut Özil mit insgesamt 50 Millionen Euro Ablöse für seinen Wechsel von Real Madrid zum FC Arsenal der Rekordhalter.
«Ich fühle mich gut, ich bin froh, hier zu sein, und froh, dass alles geklappt hat», wurde Sané in der Mitteilung der Citizens zitiert. Ausschlaggebend für seinen Wechsel sei Startrainer Pep Guardiola gewesen. «Er hat mich überzeugt, hierher zu kommen und dass ich weiter Fortschritte machen kann», berichtete Sané. Der Offensivspieler erhält einen Vertrag bis 2021.
Heidel räumte ein, dass man nicht darauf gedrängt hatte, dass Sané seinen Vertrag bis 2019 erfüllt. «Nein, denn Leroy hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er unbedingt gehen wollte. Wie hätte ich ihn überreden sollen? Wichtig war, dass Leroy und sein Management verstanden und akzeptiert haben, dass ein Wechsel nur möglich ist, wenn die wirtschaftlichen Interessen des Vereins gewahrt bleiben.»
Ob Sané für Schalke sportlich gleichwertig zu ersetzen ist, bleibt abzuwarten, finanziell ergibt der Transfer bei den geplanten Umbaumaßnahmen Sinn. Im nächsten Sommer hätte Sané für eine festgeschriebene Ablöse von 37 Millionen Euro wechseln können.
Heidel traut dem jungen Fußball-Juwel, das nach 47 Bundesliga-Spielen den Sprung zum europäischen Topclub auf die Insel wagt, zu, sich im hochkarätigen Kader einen Platz zu erobern. «Die Kritiker werden in dem Fall immer für sich reklamieren, Recht behalten zu haben. Es gibt auf der einen Seite das Gefühl, es ist ein bisschen früh. Sollte er sich durchsetzen, sagen die gleichen Leute: Ich habe immer gesagt, dass er es schafft», sagte Heidel. Gleichwohl blute allen ein wenig das Herz. «Mit Leroy verlieren wir einen tollen Fußballer mit gutem Charakter.»
Heidel bastelt weiter am neuen Kader. Nach Naldo und Breel Embolo sind die Verpflichtungen von Coke und dem ehemaligen Augsburg-Profi Abdul Rahman Baba, der für ein Jahr von Chelsea ausgeliehen wurde, fix. Vor allem der Rechtsverteidiger und ehemalige Kapitän von Europa-League-Sieger FC Sevilla könne schnell «zum Führungsspieler» werden, glaubt Heidel: «Coke ist sicher ein außergewöhnlicher Spieler. Wir bekommen einen erfahrenen Profi, der das Herz von Sevilla war. Er wird etwas Besonderes in unsere junge Mannschaft bringen.»
Ein kampfstarker Sechser und ein offensiver Flügelspieler sollen noch kommen. «Wir müssen Leroy ja ersetzen. Da haben wir sicher die eine oder andere Idee. Und wir glauben, dass wir im zentralen Bereich noch was machen müssen.» Man habe Spieler im Auge, sei aber mit keinem «in finalen Verhandlungen».
Anders als viele Kritiker hält Heidel die exorbitant hohen Transfersummen nicht für problematisch. Alle Clubs könnten davon profitieren. «Ich glaube, dass überhaupt kein Fußballer auf diesem Planeten 50 Millionen ‚wert‘ ist», sagte Heidel. Durch die gestiegenen TV-Verträge komme aber immer mehr Geld in die Kassen der Vereine. «Solange der Markt dieses Geld zur Verfügung stellt, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, und es muss fremdfinanziert werden, kann eine Blase entstehen», warnte er.
Die Gefahr schätzt er in Deutschland aber nicht als hoch ein, «weil es bei uns fast nur Clubs gibt, die sich aus ihren selbst generierten Einnahmen finanzieren. Solange sich der Fußball selber trägt, ist es gesund. Wenn Fremdquellen dazukommen, weiß man nicht, was wird, wenn diese Quelle mal versiegt.»
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(dpa)