Bergen – Peter Sagan setzte sein freches Grinsen auf und schickte nach seinem historischen Hattrick einen Gruß an die Organisatoren der Tour de France.
«Es hat manchmal auch seine guten Seiten, wenn einem etwas Schlechtes passiert», sagte der Radstar mit Blick auf die Disqualifikation bei der Frankreich-Rundfahrt im Sommer. Womöglich war es der unfreiwillige Urlaub, der ihm die letzten Reserven brachte, um mit wenigen Zentimetern vor Lokalheld Alexander Kristoff bei der Straßenrad-WM im norwegischen Bergen zum dritten Mal in Serie die Goldmedaille zu holen.
Noch Anfang Juli war Sagan von der Tour-Jury nach einem leichten Ellbogencheck gegen Mark Cavendish von der Frankreich-Rundfahrt ausgeschlossen worden. Eine zu harte Entscheidung, wie sogar viele seiner Rivalen empfanden. Der Slowake nutzte die gewonnene Zeit und startete ein neues Aufbauprogramm für seinen zweiten Saisonhöhepunkt.
Nun also Titel Nummer drei. «Ich weiß nicht, ob es die Welt verändert, aber für mich ist es schön», scherzte der 27-Jährige und stieg vor der Weltpresse einmal mehr zum Entertainer auf. Einen Fragesteller hatte er kurzerhand wegen dessen Bart als Bradley Wiggins ausgemacht. Ernst wurde Sagan nur, als es um den im Frühjahr tödlich verunglückten Radprofi Michele Scarponi ging. Dem Italiener, der am Montag 38 Jahre alt geworden wäre, widmete er den Sieg. «Er war immer lustig, immer positiv. Ich hatte eine gute Zeit mit ihm», betonte Sagan.
Derart tragische Vorfälle sind vielleicht auch der Grund, warum Sagan keine langfristigen Pläne hegt. «Ich lebe von Tag zu Tag. Man weiß nie, was morgen passiert», sagt der Mann aus Zilina. Eines weiß er aber doch: Ein Rennen will er in diesem Jahr nicht mehr bestreiten, darauf kann sich sein deutsches Team Bora-hansgrohe schon einmal einstellen. Schließlich ist seine Frau Katarina im achten Monat schwanger. Das werde sein Leben verändert, fügt Sagan hinzu. Realisieren könne er das noch nicht.
Auch nicht, dass er jetzt in den Radsport-Geschichtsbüchern einen festen Platz eingenommen hat. Nur vier Fahrer (Eddy Merckx, Alfredo Binda, Rik van Steenbergen und Oscar Freire) hatten zuvor auch drei WM-Titel einfahren können, in drei aufeinanderfolgenden Jahren schaffte dies aber keiner. Für den deutschen Youngster Rick Zabel ist Sagan «eine Legende», Simon Geschke sieht den Exzentriker «in einer eigenen Liga» fahren. Im ganzen Rennen hatte sich Sagan nicht an der Spitze gezeigt, das Pokerspiel ging auf der Zielgeraden auf.
Damit wird das Regenbogentrikot auch im nächsten Jahr Bestandteil des deutschen Bora-Teams sein. Dafür hat der Rennstall auch Material und Personal dem slowakischen Team zur Verfügung gestellt. Im nächsten Jahr dürfte Sagan dann aber den WM-Thron räumen müssen – es sei denn, er mutiert zum Bergfahrer. In Innsbruck 2018 wartet ein schwerer Bergkurs auf die Fahrer. «Das ist doch gut für mich. Dann kann ich länger Urlaub machen», witzelte Sagan und verabschiedete sich zur nächsten WM-Party.
(dpa)