Russlands großes Sicherheitskonzept für die WM

Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin will die beste Fußball-Weltmeisterschaft der Geschichte ausrichten. Sicherheit hat dabei oberste Priorität. Einige zentrale Fragen und Antworten: 

Gibt es eine erhöhte Terrorgefahr? 

Ja. Schon im Vorfeld der WM haben Behörden, darunter auch das Bundeskriminalamt, auf eine erhöhte Gefahr hingewiesen. Konkrete Hinweise auf einen Anschlag lägen jedoch nicht vor, berichtete die «Welt am Sonntag». Russland betont, die Lage im Griff zu haben. «Szenarien für alle möglichen Arten von Angriffen wurden berücksichtigt», teilte das Organisationskomitee mit.

Wie schützt Russland Stadien und WM-Quartiere? 

Das ist sehr aufwendig, denn es gibt zwölf Stadien sowie Hotels und Trainingsanlagen für 32 Teams. Hinzu kommen Fan-Zonen in den elf Spielorten und zahlreiche Veranstaltungen für Medien und WM-Reisende. Klar ist, dass Russland dafür die Sicherheit generalstabsmäßig plant und Hunderttausende Polizisten, Nationalgardisten und Soldaten mobilisiert.

Ein Beispiel: Zum Schutz des Stadions in Sotschi patrouillieren der Zeitung «Komsomolskaja Prawda» zufolge Kriegsschiffe im Schwarzen Meer, auch Kampftaucher sind im Einsatz. Zudem sind in der Nähe des beliebten Ferienortes Luftabwehrsysteme stationiert, militärische Überwachungssysteme aufgestellt und Kampfjets in Bereitschaft.

«Russland liebt keine Überraschungen. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant», heißt es aus informierten Kreisen. Zahlen zu den Sicherheitskräften sind nicht öffentlich. Experten verweisen darauf, dass Russland bei Bedarf schnell das Personal hochfahren kann.

Was bedeuten die hohen Sicherheitsvorkehrungen für die Fans?

Präsident Putin weiß, dass die Stimmung bei der WM zu einem großen Teil davon abhängt, dass sich die Fans wohlfühlen. Deswegen ermahnte er seine Einsatzkräfte vor Kurzem: «Die Sicherheitsorgane müssen ihre Aufgaben äußerst korrekt und feinfühlig erfüllen.»

Was erwartet die Fans also konkret? 

Auf der Straße, in der Metro, am Stadion: Überall kann es Kontrollen geben. Fans sollten sich darauf einstellen, mit Metalldetektoren durchleuchtet oder aufgefordert zu werden, Taschen zu öffnen. Das kann im Nahverkehr und am Stadion Zeit kosten. Daher empfiehlt es sich, auf dem Weg zum Spiel einen Zeitpuffer einzuplanen. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin rät zudem: «Besser, man hat seinen Pass dabei.» Auch die Fan-ID, die für Ausländer das Visum ersetzt, sollte man mitnehmen. Für den Eintritt ins Stadion ist sie obligatorisch.

Drohen bei der WM Ausschreitungen von Hooligans?

Völlig auszuschließen ist das nicht. Experten gehen aber davon aus, dass es ruhig bleibt. Gastgeber Russland ist daran gelegen, dass sich Bilder wie bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich nicht wiederholen. Damals hatte es Krawalle russischer Fans in Marseille gegeben. Kommentatoren verweisen darauf, dass es beim Confederations Cup 2017 friedlich geblieben ist. Rowdys drohen harte Strafen. Zudem bestehen Stadionverbote für mehr als 450 Fans, deren Namen auf einer schwarzen Liste im Internet einsehbar sind.

Gibt es die russische Hooligan-Szene nicht mehr? 

Die Szene gibt es weiterhin. Doch potenziell gewaltbereite Fans wissen, dass sie unter Beobachtung stehen, heißt es in der Szene. Gefährder hätten vor der WM Besuch von den Behörden und klare Ansagen bekommen, berichten Moskauer Beobachter übereinstimmend.

Auch der umstrittene Chef der Allrussischen Fanvereinigung, Alexander Schprygin, rechnet nicht mit einer Eskalation. «Ich denke, dass das Sicherheitsniveau in Russland so hoch sein wird, dass etwas Größeres als damals in Marseille völlig unmöglich ist», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Die Polizei reagiert sehr hart auf alle Verstöße.» Schprygin war in Frankreich 2016 auffällig geworden.

In Rostow am Don sind Kosaken im Einsatz. Was hat es damit auf sich?

Mit ihren Peitschen, Uniformen und Pferden können die Kosaken furchteinflößend sein. Sie sind in der Region um das südrussische Rostow am Don ansässig. Die Geschichte der paramilitärischen Truppe reicht ins Spätmittelalter zurück. Sie haben den Ruf einer wertkonservativen, schlagkräftigen und zarentreuen Gruppe. Berichten zufolge sollen rund 300 Kosaken zur WM die Polizei unterstützen.

Der Einsatz ist umstritten, denn die Kosaken gehören nicht zu den offiziellen Sicherheitskräften. Männer in Kosakenuniformen hatten im Mai Schlagzeilen gemacht, als sie bei einer Kundgebung gegen Putin in Moskau auf Demonstranten einschlugen. Auch bei den Olympischen Winterspielen 2014 waren sie aufgefallen, weil sie mit Peitschen auf Mitglieder der kremlkritischen Punkband Pussy Riot losgegangen waren. So etwas soll sich bei der WM nicht wiederholen. Die Peitschen blieben zu Hause, sagte ein Kosakenvertreter Medien zufolge.

Was lässt sich Russland die Sicherheit kosten? 

Zu den Kosten für die Sicherheit hat sich Russland bislang bedeckt gehalten. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi, wo rund 70.000 Sicherheitskräfte im Einsatz waren, beliefen sich die Kosten Berichten zufolge auf 1,4 Milliarden Euro. Da der Aufwand bei der WM aber viel größer ist, dürften die Ausgaben weitaus höher liegen.


(dpa)

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