Moskau – Es sind die kyrillischen Schriftzeichen und die Menschenmassen, die einer Gruppe Australier in Moskau beim Confederations Cup in Russland zu schaffen machen.
Einer klammert sich an seinen Stadtplan, der ihm den Weg durch die 11-Millionen- Metropole zeigen soll. Ein zweiter Australier versucht vergeblich, einen russischen Passanten nach dem Weg zum Stadion zu fragen. Es sind nur noch zwei Stunden bis zum Anpfiff. Zweimal umsteigen, in die braune Linie der Moskauer Metro, dann noch einmal violett? Wie viel kostet denn ein Metro-Ticket?
Zwar weisen Schilder den Fußballfans die Richtung zu den Zügen, die sie in das am Stadtrand liegende Spartak-Stadion bringen. Wer sie übersieht, kann entweder auf freundliche Russen oder auf einen der zahlreichen freiwilligen Helfer hoffen. Rund 6000 Volunteers aus knapp 80 Ländern sollen gestrandete Fußballfans wieder auf Kurs bringen, Fragen in den vier Stadien in Moskau, St. Petersburg, Kasan und Sotschi beantworten und auf Englisch den schnellsten Weg durch das weit verzweigte U-Bahnnetz erklären.
«Viele fahren einfach in die falsche Richtung. Vor dem Spiel sprechen uns andauernd Fans an, die Angst haben, nicht rechtzeitig ins Stadion zu kommen», sagt die junge Moskauerin Aljona. Für sie ist es der erste Einsatz als Helferin. Doch sie könnte sich auch schon für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr qualifizieren: Sie spricht nämlich fließend Englisch.
Das ist selbst in der russischen Hauptstadt und Touristenmetropole eher ungewöhnlich, in manchen WM-Orten in der Provinz dürfte es nicht besser sein. Zwar werden im Stadtzentrum rund um den Roten Platz alle Haltestellen inzwischen auf Englisch angekündigt, doch darüber hinaus ist es um die Fremdsprachenkenntnisse schlecht bestellt. Der Metrobetreiber wirbt extra Kassiererinnen mit Englischkenntnissen an. Bereits jetzt sind etwa Schaffner und Mitarbeiter der Polizei in sechs Sprachen geschult, sogar eine Notfall-Hotline wurde speziell für Ausländer eingerichtet.
Die freiwilligen WM-Helfer werden von der FIFA in einem monatelangen Verfahren ausgesucht. Wer beim Confed Cup dabei war, ist 2018 nicht automatisch gesetzt. Für die WM haben sich mehr als 100 000 Menschen aus der ganzen Welt beworben, 15 000 werden dann ausgewählt.
Einige davon sind schon erfahren bei derartigen Großereignissen: Die 67-jährige Galina arbeitete schon bei der Biathlon-WM, der Universiade in Kasan, bei den Paralympics in Sotschi und bei den internationalen Armee-Spielen mit. Anlässlich einer Heiligenverehrung führte sie hunderttausende Pilger durch den Logistik-Dschungel von Moskau. Und nun beim Confed Cup.
«Wir verlaufen uns andauernd. Wir zählen die Metrostationen ab, aus dem Stadtzentrum trauen wir uns nicht raus», sagt der chilenische Fußballfan Jaime aus Santiago. Gemeinsam mit seinen Freunden ist er aus Südamerika angereist, um seinen Helden, Bayern-Star Arturo Vidal, anzufeuern. Sein Rat an die tausenden Fußballfans, die 2018 nach Russland kommen: Bereits jetzt mit der Logistik vertraut machen, Hotels in der Nähe von Metrostationen suchen – «und noch schnell Kyrillisch lesen lernen».
(dpa)