Russland bleibt auf Radar der Dopingfahnder

Berlin – Massive Hacker-Attacken auf den Weltsport und der ständige Ärger der WADA-Ermittler wegen der Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor – neun Monate vor Olympia bleibt Russland ein blinkendes Ziel auf dem Radar von Dopingjägern und Cyberfahndern.

Die Entscheidung über eine mögliche Suspendierung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA verzögert sich weiter, bis zum Jahresende soll das leidige Dauerthema aber endlich vom Tisch sein. «Angesichts des hochtechnischen Charakters dieser Untersuchung und der Menge des zu bewertenden komplexen Materials kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein fester Zeitplan festgelegt werden», teilte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) mit.

Russland steht im Verdacht, die aus dem Moskauer Doping-Kontroll-Labor im Januar von der WADA abgerufenen Daten manipuliert zu haben. Es handelt sich dabei um Testergebnisse von Januar 2012 bis August 2015. In diesem Zeitraum sollen in diesem Labor systematisch positive Tests vertuscht worden sein. Sollte sich der Manipulationsverdacht erhärten, droht eine erneute Suspendierung der RUSADA – und sogar ein Ausschluss von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.

Nach einer dreijährigen Sperre hatte die WADA den Bann am 20. September 2018 aufgehoben – mit der Auflage, dass Russland die Doping-Daten und -Proben aus den Jahren 2012 bis 2015 an die WADA übergibt. Dies war aber erst nach einigem Zögern geschehen.

Immerhin hat Russland nun Fragen der WADA zu Unstimmigkeiten bei den Labordaten beantwortet. Diese Informationen werden derzeit von unabhängigen forensischen Experten bewertet, teilte die Weltagentur mit. Sie werden dem Prüfungsausschuss CRC der WADA «zu gegebener Zeit» Bericht erstatten, damit er entscheiden kann, ob eine formelle Empfehlung zu Verstößen gegeben werden kann.

Derzeit gehe man davon aus, dass das CRC den Bericht vor Ende November prüfen könne. «In diesem Fall würde das WADA-Exekutivkomitee unter dem Vorsitz von Präsident Sir Craig Reedie aus Großbritannien, dessen Amtszeit bis zum 31. Dezember 2019 läuft, so bald wie möglich zusammentreten, um etwaige Empfehlungen des CRC zu erörtern», teilte die WADA mit.

Fast zeitgleich mit dem WADA-Statement warnte der Software-Gigant Microsoft vor einer neuen Cyber-Attacke. Eine Hacker-Gruppe, die im Westen als verlängerter Arm russischer Geheimdienste gilt, habe Sport-Organisationen ins Visier genommen. Seit Mitte September seien mindestens 16 nationale und internationale Sport- und Anti-Doping-Organisationen angegriffen worden, berichtete Microsoft. Einige dieser Attacken seien erfolgreich gewesen, «die Mehrzahl aber nicht», hieß es ohne weitere Details.

Die Gruppe ist im Westen unter den Codenamen Strontium, Fancy Bear und APT28 bekannt. Die Hacker hätten dieselben Methoden benutzt, für die diese Gruppe bisher bekannt gewesen sei, hieß es unter Berufung auf die Cybersicherheits-Experten von Microsoft.

Laut US-Regierung steckten diese Hacker auch hinter dem Datendiebstahl bei der WADA und Sport-Verbänden im Jahr 2016. Der Gruppe wird zudem der Angriff auf die IT-Systeme des Deutschen Bundestags im Jahr 2015 zugeschrieben.


(dpa)

(dpa)