Athen – Karl-Heinz Rummenigge setzt auf Kontinuität im europäischen Vereinsfußball. Der Vorsitzende der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) geht davon aus, dass die schon viel diskutierte Superliga mit den Topteams als Konkurrent zur Champions League in den kommenden Jahren kein Thema wird.
«Ich glaube, wenn die Clubs der ECA mit der UEFA eine gemeinsame Linie finden, wird das nicht der Fall sein. Dann wird es die Superliga nicht geben. Ich habe den Eindruck, dass speziell die großen Clubs mit diesem Thema sehr verantwortungsvoll umgehen», sagte der 61-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Die ECA diskutiert in Athen ihre Vorstellungen für die Zukunft der europäischen Club-Wettbewerbe. «Es gibt innerhalb der Clubs unterschiedliche Standpunkte: Reduzieren auf 24 Teilnehmer in der Champions League, erhöhen auf 48. Man kann sich leicht vorstellen, wer für 48 ist und wer 24 präferiert», sagte Rummenigge. Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten spielen 32 Teams um Europas Fußballkrone.
«Wenn man diese zwei gegensätzlichen Initiativen sieht, dann wäre der logische Kompromiss, bei 32 zu bleiben. Was die Geldverteilung betrifft, würde ich empfehlen, für den nächsten Zyklus jetzt noch keine Entscheidung zu fällen, weil wir noch gar nicht wissen, was auf dem Tisch liegt, was es zu verteilen gibt», sagte der 61-Jährige, der allerdings mindestens gleichbleibende Erlöse erwartet.
Bei der Reform für die Jahre 2018 bis 2021 wurde etwa der Verteilungsschlüssel für die jährlichen Milliardenprämien geändert. Mehr Gewicht bekommt das bisherige Abschneiden einzelner Clubs – Grundstartgeld und solidarische Zahlungen innerhalb der Verbände werden hingegen gekürzt. Die vier Topnationen – derzeit Spanien, Deutschland, England und Italien – haben je vier fixe Starter in der Gruppenphase.
«Ich bin total überzeugt, dass das, was für 2018 bis 2021 als Reform verändert wurde, die Champions League besser und emotionaler machen wird», sagte der Vorstandschef des FC Bayern. Dagegen müsse man «die Europa League aufpeppen, entwickeln und auf ein höheres Niveau stellen».
Kritik, die Reform mache die Reichen reicher und die Armen ärmer ärgert den Vorstandschef des FC Bayern. «Das ist faktisch falsch und polemisch», konterte Rummenigge. «Die größten Profiteure sind eher Clubs aus dem Mittelfeld, aus Ländern mit weniger hohen TV-Einnahmen, wie Celtic Glasgow oder Ludogorets Razgrad.» Die Vereinigung der Profiligen (EPFL) hatte zudem kritisiert, dass die Reform einen schädlichen Einfluss auf die heimischen Wettbewerbe habe. Die Reform werde zu einer exponentiellen Vergrößerung der finanziellen und sportlichen Kluft zwischen den größten europäischen Fußball-Clubs und allen anderen führen, meinte die EPFL seinerzeit.
Zwei Wochen vor dem Champions-League-Knaller der Münchner im Viertelfinale gegen Real Madrid wies Rummenigge darauf hin, dass der Königsklassen-Fußball ohne Setzliste besondere Spannung mit sich bringen könne. Wenngleich es solche Setzlisten in vielen anderen Sportarten gebe.
«Als ich vor einem Jahr davon gesprochen habe, habe ich bedauert, dass mit Juventus Turin eine der besten Mannschaften Europas gegen uns sehr früh im Achtelfinale ausgeschieden ist. Ich bin heute kein Freund der Setzliste», sagte Rummenigge. «Das ist möglicherweise nicht das Beste für die Clubs, aber der Zuschauer will diesen Nervenkitzel haben.»
(dpa)