Yokohama – Vor dem Halbfinale glaubte nicht mal die Ehefrau von Eddie Jones an einen Sieg. Aber der Plan des Trainers der englischen Rugby-Nationalmannschaft ging voll auf: Dank einer furiosen Leistung gegen den Top-Favoriten Neuseeland ist England ins WM-Finale von Japan gestürmt.
In dem hochklassigen Halbfinale in Yokohama setzte sich England überraschend deutlich mit 19:7 (10:0) durch und darf weiter auf den zweiten WM-Titel nach 2003 hoffen.
«Es war das größte Spiel, was man hier haben kann. Wir wollten unser Bestes zeigen und das haben wir getan», sagte Englands Kapitän Owen Farrell, dessen Mannschaft die Blamage bei der Heim-WM 2015, als sie bereits in der Vorrunde ausschied, wiedergutmachte. Der Finalgegner wird am Sonntag im zweiten Halbfinale zwischen Südafrika und Wales (10.00 Uhr/ProSieben MAXX) ermittelt. Das Finale steigt am 2. November.
Mit der ersten Niederlage bei einer WM gegen England überhaupt zerschlugen sich zugleich die Hoffnungen der All Blacks, als erstes Team der Rugby-Geschichte zum dritten Mal nacheinander Weltmeister zu werden. Für Neuseeland war es nach 4403 Tagen oder 12 Jahren und 20 Tagen die erste Niederlage bei einer WM. Zuletzt hatte die berühmteste Rugby-Mannschaft der Welt am 6. Oktober 2007 im WM-Viertelfinale gegen Frankreich (18:20) bei Welttitelkämpfen verloren. «Es gibt so vieles, was wir hätten besser machen können», sagte der sichtlich niedergeschlagene Kieran Read an seinem 34. Geburtstag.
Die Hoffnungen der Fans auf ein rasantes und hochklassiges Spiel wurden nicht enttäuscht. Die Engländer lieferten ihr bestes Spiel bei der WM und ihr bisher bestes unter Eddie Jones ab. Sie dominierten das Raumspiel und den Gegner derart, dass der Favorit aus Neuseeland teilweise ratlos wirkte und am Ende chancenlos war.
Die All Blacks hatten ihren berühmten Haka noch nicht ganz fertig, da lagen sie schon zurück: Nach nicht mal 1:36 Minuten vollendete Manu Tuilagi gleich den ersten Versuch – und nach der anschließenden Erhöhung führte England mit der Maximalpunktzahl von sieben Zählern.
In der 25. schaffte Sam Underhill einen Durchbruch, aber Referee Nigel Owens gab nach Videostudium den Versuch nicht. Auch ein Drop-Goal-Versuch von Englands Star George Ford ging vorbei. In der 46. Minute jubelten die Engländer nach einem Durchbruch von Ben Youngs wieder – aber erneut wurden die Punkte nach Videostudium nicht gegeben.
Doch in der 50. Minute erhöhte Ford mit einem erfolgreichen Straftritt auf 13:0 – bis dahin hatte Neuseeland noch keine einzige Chance zu punkten. Als in der 57. Minute nach einer misslungenen Gasse der Engländer Ardie Savea durchbrach und Richie Mo’unga erhöhte, glaubten beim 7:13 viele an den Angriff der Neuseeländer.
Aber die Engländer ließen sich nicht beeindrucken – und Ford stellte auf 16:7, ehe er in der 70. Minute vorentscheidend auf 19:7 erhöhte.
(dpa)