Budapest – Die Bewerbung der ungarischen Hauptstadt Budapest für die Olympischen Spiele 2024 verliert offensichtlich weiter politischen Rückhalt. Die Stadt könnte den Rückzug der Bewerbung bereits am kommenden Mittwoch oder Donnerstag beschließen, berichteten ungarische Medien.
Regierungschef Viktor Orban bot Oberbürgermeister Istvan Tarlos, der auch der rechts-konservativen Regierungspartei angehört, die Kandidatur für eine weitere Amtszeit an, wenn er die Olympia-Bewerbung zurückzieht, wie das Internet-Portal atv.hu berichtete.
Die Bürgerbewegung Momentum hatte am Freitag bei der Budapester Wahlbehörde 266 000 Unterschriften eingereicht, um eine lokale Volksabstimmung auf den Weg zu bringen. Für die Ausschreibung eines Referendums hätten 138 000 Signaturen gereicht.
Budapest bewirbt sich neben Los Angeles und Paris für die Sommerspiele 2024. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will in Lima im September über die Vergabe entscheiden.
Im vergangenen September hatte Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi von der Protestbewegung Fünf Sterne im Stadtrat eine Ablehnung der Bewerbung durchgesetzt, da sie das Projekt für zu kostspielig hält.
Die Momentum-Bewegung begründete ihren Vorstoß damit, dass die Kosten katastrophale Folgen für die ungarische Wirtschaft hätten. Die relativ neue politische Gruppierung wird hauptsächlich von jungen Leuten mit akademischem Hintergrund getragen. Mit dem Anti-Olympia-Volksbegehren trat sie erstmals größer in Erscheinung.
Regierungschef Orban hatte die Olympia-Bewerbung lange Zeit als Prestigeangelegenheit betrachtet. Als sich der Erfolg des Volksbegehrens abzeichnete, ruderte er deutlich zurück. Bereits Mitte vergangener Woche hatte er auf einer Fraktionssitzung seiner Fidesz-Partei erklärt, die Olympia-Bewerbung sei eine Sache der Stadt sei, mit der die Regierung nichts zu tun habe.
(dpa)