Kassel – Einige seiner Mitspieler hätten Holger Glandorf am liebsten direkt mit nach Frankreich genommen. Wenn sich die deutschen Handballer am Mittwoch auf den Weg zur WM machen, wird der überraschende Rückkehrer aber nicht dabei sein. Vorerst.
«Holger ist ein Spieler, den hätte jede Mannschaft wohl gerne im Kader gehabt», sagte Linksaußen Rune Dahmke nach dem finalen WM-Test gegen Österreich (33:16) in Kassel. «Aber vielleicht kommt er ja noch nach.» Denn auch wenn der 33-Jährige jetzt erst mal zur SG Flensburg-Handewitt zurückkehrt, gilt er als heißer Kandidat für eine Nachnominierung.
Beim klaren Sieg gegen die Österreicher überzeugte er mit seiner Routine, erzielte drei Treffer und gab dem komplett neu formierten Rückraum Stabilität. Trotz des klaren Sieges war Bundestrainer Dagur Sigurdsson nicht gänzlich zufrieden. «Das wird nicht reichen gegen Ungarn, die körperlich stärker sind und viel mehr Erfahrung haben», sagte er mit Blick auf das erste WM-Spiel am Freitag (17.45 Uhr).
Erst wenige Stunden zuvor hatte der DHB am Montag mit der Mitteilung überrascht, dass Sigurdsson bei der Generalprobe gegen die Österreicher auch auf Glandorf setzen werde – der danach aber wieder die Heimreise antrat. «Wir hätten nix dagegen gehabt, wenn er direkt mit uns nach Frankreich gefahren wäre. Ich denke, dass er uns helfen kann», sagte Mitspieler Julius Kühn. Bereits seit Donnerstag hatte Glandorf, der 2014 seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt hatte, mit dem Team trainiert. Er sollte die Abläufe unter Sigurdsson kennenlernen. Im Dezember hatte er aber angekündigt, nur im Notfall für die WM bereit zu stehen.
Sigurdsson wird nun aber vorerst 15 Spieler anstatt der erlaubten 16 Akteure für seinen WM-Kader melden. Neben den ohnehin zugelassenen zwei Nachnominierungen lässt er sich so die Option auf eine weitere Berufung offen. «Wenn etwas passiert, wollen wir auf jeder Position reagieren können», sagt der Isländer. Dass er Glandorf spätestens in der K.o.-Runde in seinen jungen Kader berufen wird, ist gut möglich. «Er ist sehr gut drauf, aber wir wissen, dass er nicht zehn Spiele in drei Wochen machen kann.»
Glandorf selbst hat sich nach seinem starken Auftritt in Kassel auf den Rückweg gen Norden gemacht, wo er sich mit seinem Club nun auf die Rückrunde in der Bundesliga vorbereiten wird. «Wenn etwas passieren sollte, steht ich parat», betonte er. Ohne den Weltmeister von 2007 verfügt das deutsche Team in Kai Häfner aktuell nur über einen Linkshänder im Rückraum. Nach der verletzungsbedingten Absage von Steffen Weinhold lastet damit bei der WM nun viel Verantwortung auf dem 27-Jährigen. Glandorf könnte ihn irgendwann entlasten. «Schauen wir mal», sagt er.
(dpa)