Whistler – Die deutschen Rodler sind mit einem guten Gefühl zu den Rennen in Übersee gereist. Erste Station ist die Olympia-Bahn im kanadischen Whistler, die am Freitag und Samstag zum fünften Mal Schauplatz eines Weltcups ist.
Nach guten Trainingsfahrten hofft Cheftrainer Norbert Loch, dass «wir auf einer Bahn, auf der wir sehr gerne fahren, um die Siege mitfahren können und auch sollten». Acht Jahre nach dem tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili steht längst wieder der Sport im Vordergrund. Mit Modifizierungen wurde versucht, der Hochgeschwindigkeitsbahn ihre Gefahren zu nehmen.
«Natürlich denkt man an den Unfall, wenn man hier hinfährt. Ich bin damals in Whistler gefahren und war danach auf Nodars Beerdigung. Ich finde es immer noch schrecklich, was passiert ist», sagte Felix Loch, der Olympiasieger auf dieser Bahn wurde. «Aber im Training oder während des Rennens denke ich daran nicht, das darf man auch nicht.»
Kumaritaschwili war am 12. Februar 2010 beim Abschlusstraining auf der Bahn mit der berüchtigten Kurve 13 namens «Fifty-Fifty» tödlich verunglückt. Nach seinem Tod wurden Forderungen nach mehr Sicherheit laut. Eine erste Reaktion war die Begrenzung der Geschwindigkeit. Das IOC lässt nur noch 135 Stundenkilometer in Planung und Berechnung zu.
Damals wurden alle Rennen von niedrigeren Startluken aus absolviert. Die Herren gehen seither vom Damenstart aus ins Rennen, die Damen vom Start der Junioren. Seit den Weltmeisterschaften 2013, als Whistler ebenfalls Austragungsort war, ist die Homologierung – die Abnahme neuer Bahnen – auf diese Starts beschränkt. «Aus unserer Sicht wurde alles Menschenmögliche getan», sagte Josef Fendt, Präsident des Rodel-Weltverbandes (FIL), der Deutschen Presse-Agentur.
Weltweit seien alle Bahnen einem technischen Sicherheitscheck unterzogen worden. In Whistler wurden Ein- und Ausfahrten der Kurven verbessert. Doch der FIL-Präsident weiß auch um das Restrisiko: «Wir sind ein Rennsport. Da kann man nie alles ausschließen.»
Angst, sagt Felix Loch, fahre aber generell nicht mit, «sonst könnte man nicht erfolgreich rodeln, aber auf jeden Fall ist Respekt dabei. Man muss genau wissen, was man da macht.» Bis heute ist die Diskussion darüber, ob auf den Bahnen genug getan wird, ein heikles Thema. Fendt wehrt sich gegen den Vorwurf des Immer-schneller-Denkens. «Wir gehen bei der Planung immer von der Höchstgeschwindigkeit 135 Stundenkilometer aus. Beide internationalen Verbände, auch die Bobfahrer, setzen Experten ein, um höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten.»
Das deutsche Team hat in der Vorbereitung eine Woche in Whistler trainiert. «Ich fahre sehr, sehr gerne hier. Meine persönlichen Erinnerungen sind mit großen Erfolgen verbunden: dem ersten Olympiasieg, dem WM-Titel», sagte Loch. Nach Platz sechs in Innsbruck soll es nun wieder weiter nach vorne gehen.
(dpa)