Reus macht Sorg «Spaß»: Sehnsucht nach Titeln als Antrieb

Venlo – Auch am Ende einer strapaziösen Saison demonstriert Marco Reus immer noch pure Lust auf Fußball.

Mit seiner Spielfreude begeisterte der Dortmunder Angreifer nicht nur die 20.000 Fans beim öffentlichen Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Aachen, sondern auch den Aushilfs-Bundestrainer am Spielfeldrand. «Als Trainer macht es Spaß, da zuzusehen», sagte Marcus Sorg.

BVB-Kapitän Reus führte sein grünes Team als zweifacher Torschütze zum 2:1 gegen die im weißen Nationaltrikot spielende Mannschaft von Leroy Sané, der das Anschlusstor erzielte. Reus empfahl sich in den 40 Spielminuten am Tivoli von allen Feldspielern am eindrucksvollsten für einen Platz in der Startformation am Samstag (20.45 Uhr/RTL) im EM-Qualifikationsspiel in Borissow gegen Weißrussland.

Sorg deutete Reus‘ Aufstellung zumindest an. «Marco ist ein Spieler, bei dem man automatisch den Unterschied sieht, wenn er gesund und spielfreudig ist mit seiner Leichtigkeit», erklärte Joachim Löws Assistent: «Ich denke, er ist auf einem sehr guten Weg.»

Nach dem großen Umbruch gibt es in der DFB-Auswahl gerade auch in der Offensive einen intensiven Konkurrenzkampf. «Wir waren nicht immer in so einer Situation, dass der Bundestrainer oder jetzt Marcus so aussuchen durften», sagte Reus in Aachen. Das «Leistungsprinzip» werde entscheiden. «Die Besten spielen. Jeder Einzelne muss sich im Training zeigen», sagte Reus. Er macht das so nachhaltig, dass die Angriffsreihe gegen Weißrussland Gnabry, Reus, Sané heißen müsste.

Reus strebt in eine neue Rolle beim DFB. Mit 30 Jahren ist er nach der Ausmusterung etlicher Routiniers plötzlich der älteste Feldspieler im Kader. Er will wie in Dortmund als Stammkraft und Leistungsträger vorangehen. «Es ist nicht mein Anspruch, von der Bank zu kommen», sagte er im «Kicker»-Interview (Donnerstag).

Der 30. Geburtstag vor einer Woche hat Reus verdeutlicht, dass er in die letzte Phase seiner Karriere vordringt. Die Zeit rase schnell vorbei, hat er festgestellt. Einem der besten deutschen Fußballer fehlt noch die Krönung. Die mit dem BVB in dieser Saison verpasste deutsche Meisterschaft schmerzt ihn auch im Trainingslager in Venlo noch sehr. «Es tat richtig weh, weil die Chance diesmal einfach unglaublich groß war», sagte er zum verspielten Vorsprung im Bundesliga-Titelduell mit dem FC Bayern München.

Die Titel-Gier ist ungestillt. «In den nächsten zwei, drei Jahren muss es jetzt dann aber auch mal klappen», sagte Reus. Schon viermal ist er jetzt in der Bundesliga Zweiter geworden mit dem BVB.

Unfassbares Verletzungspech verhinderte eine glorreiche DFB-Karriere. 2011 debütierte Reus im Nationalteam, trotzdem steht er gegen Weißrussland erst vor dem 40. Länderspiel. Den WM-Triumph 2014 in Brasilien verpasste er ebenso verletzt wie das EM-Turnier 2016. In Russland war Reus vor einem Jahr in Form, aber die Mannschaft nicht. Es kam zum historischen Vorrunden-Aus.

Die Verletzungsgeschichte hat zur Folge, dass Joachim Löw in seinen Planungen stets sehr zurückhaltend mit Reus umgeht. Der Dortmunder sieht nun «gute Ansätze» beim neuen, jungen Team mit hungrigen Spielern wie Sané, Gnabry, Havertz oder seinen künftigen BVB-Kollegen Julian Brandt und Nico Schulz. «Wir finden uns von Tag zu Tag besser zurecht», sagte Reus. Nach dem 3:2 zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Holland, bei dem Reus wegen muskulärer Problem nur zu einem Kurzeinsatz kam, soll in Weißrussland der nächste Entwicklungsschritt gelingen: «Ein Sieg ist Pflicht. Wenn wir das erreichen, ist es gut.»


(dpa)

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