Düsseldorf – Mehr Umsatz, mehr Mut – die Fußball-Bundesliga steuert bei den Wintertransfers auf Rekordkurs. Bereits einen Tag vor Ende der Wechselfrist am 31. Januar um 18.00 Uhr wurde die zwei Jahre alte Bestmarke in Höhe von 65 Millionen Euro übertroffen.
Nach einer Erhebung der Deutschen Presse-Agentur investierten die 18 Clubs ausgenommen der Leihgebühren bisher insgesamt geschätzte 68 Millionen Euro für mehr als 20 neue Spieler. Dem stehen Erlöse in Höhe von rund 91 Millionen Euro gegenüber.
Die neuen Zahlen passen ins Bild, dass die DFL-Bosse noch vor wenigen Tagen voller Stolz von der boomenden Liga gezeichnet hatten. Nicht nur beim Umsatz, bei dem in der Vorsaison zum ersten Mal die Schallmauer von drei Milliarden Euro durchbrochen wurde, sondern auch bei den Transfers stehen die Zeichen auf Wachstum.
Besonders großen Bedarf, den Kader zu verstärken, hatte der ins untere Tabellendrittel abgerutschte VfL Wolfsburg. Für Yunus Malli überwiesen die Norddeutschen 12,5 Millionen Euro an den FSV Mainz. «Er hat die Genialität in seinem Spiel», schwärmte Trainer Valérien Ismaël. Dagegen gilt der nur 500 000 Euro billigere Riechedly Bazoer (Ajax Amsterdam) als Investition in die Zukunft. «Er muss sich noch an das Tempo der Bundesliga gewöhnen», befand Ismaël.
Dass die Wolfsburger mit insgesamt 29,5 Millionen Euro die höchste Summe investierten, erscheint nicht nur aufgrund der sportlichen Krise nachvollziehbar. Schließlich war die Vereinskasse nach dem Verkauf von Weltmeister Julian Draxler (42 Millionen Euro) an Paris Saint-Germain gut gefüllt.
Drittteuerster Profi im Winterschlussverkauf war der ehemalige Salzburger Dayot Upamecano. Für das von anderen Clubs umworbene französische Abwehrtalent zahlte RB Leipzig rund zehn Millionen Euro. Selbst für den Fall einer Champions-League-Qualifikation will der Aufsteiger keine fertigen Superstars verpflichten. «Wir wollen uns weiter Schritt für Schritt entwickeln, und das bedeutet auch, dass wir finanziell keine verrückten Sachen machen und unserer Linie treu bleiben werden», sagte Vorstandschef Oliver Mintzlaff dem Fachmagazin «Kicker» (Montag).
Darüber hinaus machte auch Borussia Dortmund von sich reden. Der Revierclub war bereit, immerhin neun Millionen Euro für einen 17-Jährigen zu bezahlen. Beim für ähnlich perspektivische Transfers bekannten Revierclub ist die Hoffnung groß, dass der Schwede Alexander Isak zum Star wird. «Wir glauben, dass er ein hochqualifizierter Junge ist, der sich bei uns entwickeln wird – aber langsam», kommentierte Geschäftsführer Hans Joachim Watzke.
Auch Mainz reinvestierte die Einnahmen für den Transfers von Malli – wenn auch nur zum kleinen Teil. Bis zum Saisonende wurde der Kroate Bojan Krkic von Stoke City ausgeliehen. «Bojan ist ein Spieler mit herausragender Vita, der sich ganz bewusst und mit voller Überzeugung auf das kommende halbe Jahr bei uns in der Bundesliga einlassen möchte», kommentierte Sportdirektor Rouven Schröder den Coup mit dem ehemaligen Profi des FC Barcelona und AC Mailand.
Wie schon im vergangenen Winter bleibt das Leihgeschäft im Trend. Viele Clubs nutzten dieses Geschäftsmodell, um ihren Kader zu verkleinern. Die wohl prominentesten Namen sind die bis zum Saisonende verliehenen Abwehrspieler Holger Badstuber (von München nach Schalke) und Neven Subotic (Dortmund/Köln).
Immerhin ein Drittel der Liga verzichtete auf Zukäufe. Kurz vor Transferschluss dürfte jedoch traditionell noch einmal Bewegung in den Markt kommen. So steht beim vom Abstieg bedrohten Hamburger SV die Verpflichtung des brasilianischen Nationalspielers Walace kurz bevor. Aaron Hunt und Nabil Bahui könnten den Club verlassen. Dagegen dementierten die Wolfsburger Gerüchte über einem Wechsel von Luiz Gustavo nach Italien. «Es gibt definitiv kein Angebot», sagte Sportchef Olaf Rebbe.
(dpa)