Reizfigur und Torgarant – Werner «gehört die Zukunft»

Leipzig – Bester deutscher Torjäger in der Fußball-Bundesliga. Leistungsträger und unumstrittener Erfolgsmitgarant bei RB Leipzig. Aber nicht überall willkommen: Timo Werner.

«Er kriegt viel von außen in fremden Stadien ab», sagt sein Vereinstrainer Ralph Hasenhüttl. Und ergänzt: «Aber wie er sich da verhält, wie er sich wehrt, wie er versucht, sportlich zu glänzen, wie er versucht, Tore zu machen und für die Mannschaft zu arbeiten – ich sehe nicht viele Stürmer in Deutschland, die das auf diese Art und Weise machen.»

In gut einem Monat könnte Werner mit dann 21 Jahren sein Länderspiel-Debüt feiern. Gegen England, in Dortmund. Werner bringe Unordnung in eine Ordnung, sagte Bundestrainer Joachim Löw jüngst in einem «Kicker»-Interview über den Angreifer.

Werner bringt manchen aber auch in emotionale Unordnung. So wie bei seiner Schwalbe gegen den FC Schalke 04 Anfang Dezember. Später räumte er ein, die Aktion habe insgesamt natürlich einen faden Beigeschmack gehabt. Er habe daraus gelernt.

Am vergangenen Sonntag im Borussia-Park regten sich einige wieder über Werner auf. Nach einem Wortgefecht, bei dem ihm Gladbachs Tony Jantschke klar auf die Füße trat, ging er vor der Borussen-Kurve zu Boden. Zumindest nicht untheatralisch. Die Diskussionen gingen wieder los. Die Szene in der Nachspielzeit beim 2:1-Sieg der Leipziger stand mehr im Fokus als Werners starke Leistung in den 90 Minuten zuvor: Werner war am ersten RB-Tor mitbeteiligt, das zweite erzielte er selbst. Es war sein zwölfter Saisontreffer. Der sicher nicht minder polarisierende Sandro Wagner kommt als zweitbester deutscher Torschütze der Liga auf zehn Saisontore.

«Er hat sich aufgerieben. Das war der Timo, den wir brauchen», lobte Hasenhüttl. Werner ist mit seiner Geschwindigkeit, Dribbelstärke und Aggressivität im Abwehrzentrum des Gegners mitentscheidend für die Spielweise der Leipziger. Er reißt die gesamte, auf Powerfußball ausgelegte Mannschaft mit. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, selbst einst ein Weltklasse-Stürmer, verglich Werner schon mal mit Spielern wie Marco Reus oder André Schürrle.

Werner polarisiert aber mehr, oder wie es Hasenhüttl mit Blick auf die Schalke-Schwalbe formulierte: «Timo hat eine Vorgeschichte, da wird gern ein bisschen mehr draus gemacht.» Dass RB mit seinem Sponsorenmodell zudem (auch) bei den Gladbacher Borussen-Fans nicht allzu hoch im Kurs steht, dürfte am Sonntag nicht unbedingt stimmungsmildernd für Werner gewesen sein.

Hasenhüttl verteidigte seinen Top-Stürmer jedenfalls mehrfach und sah ihn zu Unrecht von manchen Seiten kritisiert. Wenn ein junger Spieler mit 20 Jahren nach so einem Spiel auf eine Szene reduziert würde, in der ein anderer ihm auf den Fuß steige, versuche man mit Absicht jemanden zu verunglimpfen. «Das kann nicht der Sinn und Zweck sein», betonte Hasenhüttl. Zumal: «Ich glaube, dass wir mit Timo einen Stürmer in Deutschland haben, dem die Zukunft gehört.»


(dpa)

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