Reitturnier mit Rekord-Preisgeld sprengt Grenzen

Prag – Die Springreiter dürfen sich die Hände reiben. So viel Geld wie an diesem Wochenende in Prag gab es noch nie bei einem Reitturnier. 11,4 Millionen Euro Preisgeld machen die tschechische Hauptstadt für die Reiter zu einer wahrhaft Goldenen Stadt.

«Es gibt keinen, der sich dagegen wehrt, wenn es mehr Geld gibt», kommentiert Marcus Ehning die Rekord-Dotierung in seiner gewohnt trockenen Art. Der Springreiter aus Borken hält das Wachstum für längst überfällig. «Im Golf oder Tennis ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Sieger eine Million bekommt», sagt der 44 Jahre alte Profi: «Und beim Fußball gibt es Summen, da wird einem angst und bange.»

In Prag wird von Donnerstag an erstmals das Finale der Global Champions Tour ausgetragen. Die Playoffs genannte Veranstaltung mit ihrem verblüffend hohem Preisgeld sprengt die Grenzen und katapultiert den Pferdesport in eine neue Dimension. «Es ist viel zusätzliches Geld im Spiel, das ist gewaltig», sagt Christian Ahlmann.

Beim Vergleich hilft der Blick auf das bedeutendste und größte Reitturnier der Welt: Die Gesamtdotierung des CHIO in Aachen betrug in diesem Jahr für die Springreiter 1,963 Millionen Euro. Anders ausgedrückt: Prag bietet fast sechsmal soviel Geld wie der berühmte Turnier-Klassiker.

Der Große Preis von Prag ist mit 1,25 Millionen Euro und damit nur etwas höher dotiert als der in Aachen mit einer Million Euro. Qualifiziert sind 16 Reiter, die Sieger der 16 Stationen der Global Champions Tour – sowie Nachrücker wie Ludger Beerbaum und Daniel Deußer.

Ehning und Ahlmann sind nicht qualifiziert, dürfen aber trotzdem auf große Stücke vom Preisgeld-Kuchen hoffen. Denn das meiste Geld wird mit zehn Millionen in einem Team-Wettbewerb verteilt. Allein die Sieger-Mannschaft erhält 2,743 Millionen Euro.

«Das hängt von den Sponsoren des Teams ab, wie das Geld aufgeteilt wird», erklärt Ehning, dessen Mannschaft Valkenswaard United von der Investmentgruppe Sapinda finanziert wird. «Es kann sein, dass die Teammitglieder alles bekommen oder nur einen Teil.»

Das Reglement der Global Champions League mit ihren 16 Stationen und den dreiteiligen Playoffs in Prag ist ähnlich nebulös wie die Zusammensetzung der Teams. «Bei den Mexico Amigos war gar kein Mexikaner dabei», sagt Ahlmann verschmitzt über sein erstes Team. In dieser Saison reitet er für die Scandinavian Vikings: «Da sind zumindest Skandinavier dabei».

Mit einem Mitglied des Teams Prague Lions lässt sich erklären, warum das Millionen-Turnier ausgerechnet in der tschechischen Hauptstadt geritten wird: Die 22 Jahre alte Reiterin Anna Kellnerová ist die Tochter des Milliardärs Petr Kellner, der als reichster Mannes des Landes gilt.

Bei deutschen Pferdefreunden ist die Familie bekannt, da sie nach Silverstone vor kurzem auch Catch me if you can vom niedersächsischen Pferdehändler Paul Schockemöhle kaufte. Beide Pferde wurden zuvor von Laura Klaphake ausgebildet und geritten. Die WM-Dritte ist Mitglied der St. Tropez Pirates. Jetzt aber hat die 24-Jährige aus Steinfeld kein Pferd mehr für große Turniere.


(dpa)

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