Leipzig – Erst Hochzeitstag, dann Geburtstag: Am Weihnachtswochenende wird sich Christian Prokop ausnahmsweise mal nicht mit der Mission EM-Titelverteidigung der deutschen Handballer beschäftigen.
«Es wird natürlich etwas gefeiert. Die beiden Tage gehören der Familie», sagte der Bundestrainer der Deutschen Presse-Agentur.
Die Festtage runden ein – sowohl sportlich als auch privat – aufregendes Jahr für Prokop ab. Am 23. Dezember 2016 heiratete der frühere Bundesligaspieler seine langjährige Freundin Sabrina. Anfang Februar 2017 trat er die Nachfolge von Dagur Sigurdsson als Bundestrainer an und stürmte mit der DHB-Auswahl zum Gruppensieg in der EM-Qualifikation. Nebenbei führte er den SC DHfK Leipzig in der Bundesliga auf Platz acht. «Es war zu Beginn eine sehr intensive Zeit, weil ich in den ersten vier Monaten noch in Doppelfunktion tätig war», sagte Prokop im Rückblick.
Für den stets freundlichen, in der Sache aber bestimmten Bundestrainer hat sich der Alltag nach dem Wechsel vom Vereins- zum Auswahltrainer verändert. «Beide Berufsfelder haben unterschiedliche Anforderungen, darauf habe ich mich eingestellt», erzählte Prokop.
Er steht jetzt nicht mehr täglich auf der Platte, um mit seinen Schützlingen Spielzüge und Abwehrmechanismen zu üben. Dafür verbringt er viel Zeit in seinem Leipziger Büro, das mit modernster Technik ausgestattet ist. «Es ist eine sehr vielschichtige Arbeit, bei der ich die Bundesliga, insbesondere unsere Nationalspieler beobachte, die internationalen Mannschaften analysiere und natürlich die EM in Kroatien vorbereite», berichtete Prokop.
Die Art der Videoanalyse und die Art, sich mit Handball zu beschäftigen, sind umfangreicher und vielseitiger geworden. Der DHB-Coach muss neben dem nationalen auch den europäischen Handball im Blick haben. Und natürlich hält er den Kontakt zu den Nationalspielern – per Mail, WhatsApp, Telefon oder im persönlichen Gespräch vor Ort. Denn Prokop besucht so gut wie jede Woche ein Bundesligaspiel. «Deshalb möchte ich nicht sagen, dass ich weniger unterwegs bin als zuvor», sagte er.
Weil er nun nicht mehr an feste Termine wie das tägliche Training oder die Spiele gebunden ist, kann er sich seine Zeit aber etwas flexibler einteilen. Davon profitieren seine Ehefrau sowie Tochter Anna (4) und Söhnchen Luca (1). «Es kommt jetzt regelmäßiger vor, dass ich gemeinsam mit meiner Familie am Abendbrottisch sitze und die Kinder öfters ins Bett bringen kann», erzählte Prokop.
Die Familienidylle wird der Bundestrainer am Heiligen Abend, an dem er seinen 39. Geburtstag feiert, noch einmal richtig genießen. Danach wird wieder der Handball in den Fokus rücken. «Am zweiten Weihnachtsfeiertag werde ich mir die letzten Bundesligaspiele anschauen. Zwei Tage danach starten wir in die finale Phase der EM-Vorbereitung», sagte Prokop. Bei der Endrunde vom 12. bis 28. Januar will er mit den Bad Boys dann einen ähnlich starken Auftritt hinlegen wie sein Vorgänger Dagur Sigurdsson beim EM-Triumph 2016.
Neben der Gesundheit für die Familie hat Prokop daher einen speziellen Weihnachtswunsch: «Ich wünsche mir, dass wir nicht von schwerwiegenden Verletzungen heimgesucht werden. Und natürlich wünsche ich mir ein erfolgreiches Jahr 2018 für den deutschen Handball, der aktuell mit vielen Dingen wie der Champions-League-Reform oder Belastungsproblemen zu kämpfen hat. Da wäre es wichtig, dass wir als Nationalmannschaft aber auch als Liga weitere Erfolge einfahren und positive Impulse setzen.»
Davon war DHB-Vizepräsident Bob Hanning schon nach Prokops Debüt als Bundestrainer im März überzeugt: «Man merkt, dass es passt. Wir können uns auf eine schöne Zeit einstellen.»
(dpa)