Salzburg – Nein, die Niederlage tat Ralf Rangnick nach eigenen Angaben nicht mehr weh als andere. Die hämischen Sprechchöre und Banderolen nahm er auch nicht wahr.
Und auf einmal ist das Überwintern im internationalen Wettbewerb auch gar nicht mehr so immens wichtig für Fußball-Bundesligist RB Leipzig. «Wir haben nichts dagegen noch ein bisschen länger in der Europa League zu spielen, unsere Priorität liegt ganz klar auf der Bundesliga», sagte Rangnick nach dem 0:1 beim FC Red Bull Salzburg.
Rangnicks Blick nach der bitteren und erneuten Niederlage im prickelnden Red-Bull-Duell, sein Verschwinden direkt nach dem Abpfiff, ohne auf dem Platz schnell noch zur Mannschaft oder zum siegreichen Trainer Marco Rose zu gehen, sprachen eine andere Sprache. Er wirkte zerknirscht und angefressen.
Auch die Worte von RB Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in einem Interview der «Süddeutsche Zeitung» am Spieltag hatten klargemacht, was ein frühes Aus in der Europa League bedeuten würde. «Das wäre eine Enttäuschung, klar», hatte er unter anderem gesagt. Das Überwintern im internationalen Geschäft sei das klare Ziel.
Rangnick attestierte den erneut gegen seine Mannschaft siegreichen Salzburgern – das Hinspiel hatten sie 3:2 gewonnen – eine europäische Spitzenmannschaft zu sein, schränkte allerdings abermals ein, dass die österreichische Liga nicht so fordernd sei wie die Bundesliga, in der am Sonntag der Tabellenzweite Borussia Mönchengladbach zum Tabellenvierten RB Leipzig kommt. Noch eine Niederlage und der Aufschwung mit zehn ungeschlagenen Liga-Spielen bis zum 0:1 am vergangenen Samstag mit dem 0:1 beim VfL Wolfsburg wäre mit drei Niederlagen in neun Tagen dahin.
In der Europa League muss Leipzig nun auf die Schützenhilfe der Salzburger hoffen, die beim Gruppenfinale beim neuen Tabellenzweiten Celtic Glasgow antreten müssen. Die Österreicher, für die Abende wie am Donnerstag «absolute Festtage» (Rangnick) seien, wollen auch dort auf Sieg spielen, betonte Rose – nach fünf Erfolgen in fünf Spielen steht er mit seiner Mannschaft bereits in der nächsten Runde. Leipzig empfängt am 13. Dezember den punktlosen Gruppenletzten Rosenborg Trondheim. «Es wäre schade, wenn es zu Ende gehen würde», meinte Angreifer Timo Werner. «Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, das tut am meisten weh», pflichtete Konrad Laimer bei.
Bis zur internationalen Entscheidung will Rangnick in der Liga wieder punkten, damit sein Nachfolger Julian Nagelsmann im nächsten Sommer einen Champions-League-Teilnehmer übernimmt. Gegen die Gladbacher hofft er auf die Rückkehr von einigen der Kreativ-Spieler, die in Salzburg schmerzlich fehlten. Emil Forsberg wird es nicht sein, dafür könnten wohl Diego Demme, Marcel Sabitzer und/oder Kevin Kampl zurückkehren. Und mit ihnen der Erfolg.
(dpa)