Westerland – Bei Windstärke acht und masthohen Wellen hat Windsurf-Jahrhunderttalent Philip Köster die Nerven behalten und sich nach einer Zitterpartie seinen vierten WM-Titel gesichert.
Trotz einer Hinrunden-Niederlage am Finaltag gegen Titelverteidiger Victor Fernandez aus Spanien sicherte sich der 23-Jährige beim Weltcup vor Sylt am Ende doch noch das WM-Championat souverän. Wie entfesselt gewann er den entscheidenden Lauf gegen den Spanier Alex Mussolini in der Rückrunde, die wegen der Top-Bedingungen vor Westerland erstmals seit Jahren im Waveriding ausgefahren wurde.
Als er 2011 mit 17 seinen ersten WM-Titelcoup feierte, galt er bereits als «Windsurf-Wunderkind» seiner Generation. Denn schon 2008 hatte er mit einem 18-Meter-Sprung für internationales Aufsehen gesorgt. Nur sein Idol Robby Naish war bei seinem ersten WM-Triumph jünger, als der auf Gran Canaria aufgewachsene Köster. Der Kalifornier war 1976 im Alter von 13 Jahren zum ersten seiner 27 WM-Titel gesurft. Heute sagt Naish: «Philip Köster ist das Maß der Dinge im Windsurfen. Er ist auf dem Weg, mein Nachfolger zu werden.»
Mit den WM-Siegen 2011, 2012 und 2015 stieg Köster zur Galionsfigur seines Sports auf. Doch im September 2016 wurde der Höhenflug des 1,93 Meter großen und 90 Kilogramm schweren Top-Athleten durch eine schwere Knieverletzung brutal gestoppt. Nach der Operation in Hamburg kämpfte sich Köster durch die Reha. Erst zehn Monate später nahm er wieder an einem WM-Lauf teil – und gewann. «Die Verletzungspause hatte auch etwas Gutes», sagte er nach dem Comeback. «In der ersten Zeit nach der Verletzung konnte ich noch nicht so gut springen, habe mehr in der Welle trainiert. Hier konnte ich mich verbessern.»
Der bescheidene Surf-Star ist mehr auf dem Wasser als an Land groß geworden. Die Eltern waren von Hamburg auf die Kanaren ausgewandert, dort wuchsen Philip und Schwester Kyra keine 90 Meter entfernt vom Strand auf. Als Schüler war Köster kanarischer Jugendmeister im Freistilschwimmen, ehe er seiner Liebe zum Windsurfen freien Lauf ließ. Wie Naish teilt er seine Leidenschaft mit der Familie. «Die ersten Tricks habe ich von meinen Eltern gelernt.» Als er mit zwölf Jahren seine erste Wildcard zur Weltcup-Teilnahme erhielt, schied er zwar gleich aus. Doch es war für Köster der Startschuss zur Weltkarriere.
Längst ist der Windsurfer mit deutschem und spanischem Pass der Star seines Sports. Allüren hat er aber keine, ist bodenständig und alles andere als ein Partytyp. Er feiert lieber auf dem Wasser. «Ich habe keinen Ehrgeiz für Titel, sondern für gute Leistungen, bin einfach dankbar und glücklich, dass ich wieder surfen kann», sagte er. «Eigentlich könnte ich jeden Tag feiern. Surfen ist mein Leben und mein Traumjob.»
(dpa)