«Phasenweise kopflos»: Hertha soll schnell attraktiv werden

Berlin – Geduld ist im Profifußball eine selten zu findende Tugend – das muss nun schnell auch der neue Hertha-Coach Ante Covic erfahren.

Am Tag nach der heftig misslungenen Heimpremiere räumte der in Berlin geborene Kroate trotz einer sehenswerten ersten Halbzeit gegen den jetzt weiter verlustpunktfreien VfL Wolfsburg einige Defizite seines Teams ein und betonte: «Wichtig wird es sein, dass wir gute Schlüsse daraus ziehen und schnellstmöglich korrigieren.»

Vor den Augen von Vorgänger und Tribünengast Pal Dardai, dessen weitgehend sicherheits-ausgerichteten Stil Covic umwandeln möchte in einen attraktiveren und mutigeren Fußball, erlebte der erstmals in der Bundesliga arbeitende Trainer «ein Wechselbad der Gefühle». Covic wurde beim 0:3 vor Augen geführt: «Wir werden noch Zeit dazu brauchen, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.»

In der ersten Pokalrunde und vor allem mit dem 2:2 zum Saisonstart beim FC Bayern schien die runderneuerte Hertha mit neuem Investor und Rekordeinkauf schon bereit für eine schnellere Adaption auf höherem Niveau. «Es wird drauf ankommen, dass wir analysieren, woran es gelegen hat und das beim nächsten Mal besser machen», sagte auch 20-Millionen-Euro-Einkauf Dodi Lukebakio nach seinem ersten Spiel für Hertha im Olympiastadion.

Nach der turbulenten Startphase mit Elfmeterpfiff nach 18 Sekunden, dem Videobeweis gegen die Berliner und Strafstoßtor des Wolfsburger Torjägers Wout Weghorst ließ sich Hertha zunächst nicht vom neuen, attraktiven Kombinationsspiel abbringen. «Die Problematik entsteht, wenn du trotz Chancen die Tore nicht machst», sagte Covic. Gegen den VfL seien seine Profis dann «phasenweise kopflos» dem Rückstand hinterhergerannt.

Die Hertha-Problematik: Der Club braucht unbedingt mehr Attraktivität und Zuschauerzuspruch, um angesichts der harten Liga-Konkurrenz neue Ziele anzugehen und auch nach Europa zu schauen. Und das möglichst schnell. Nur knapp über 40.000 Fans im Stadion im ersten Saisonheimspiel und das nach einem hoch gelobten Auftritt beim Rekordmeister in München sind kein Argument, das den Club in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem Hotspot der Hauptstadt macht. In den Gesprächen mit dem Berliner Senat in Sachen Neubau einer reinen Fußballarena gibt es keine Bewegung.

Das alles auf die Schultern des 43 Jahre alten Covic zu packen, wäre sicher vermessen. Schon viele Jahre versuchen die Chefs des Traditionsvereins, das Image an den Blau-Weißen in der Hauptstadt und darüber hinaus aufzupolieren. Allein die sportliche Herausforderung ist groß. «Wir haben alles versucht, das Ergebnis zu korrigieren. Leider waren wir nicht effektiv genug», sagte Covic zum Dämpfer gegen Wolfsburg.

«Im Endeffekt ist das Ergebnis zu hoch ausgefallen», fasste U21-Nationalspieler Maximilian Mittelstädt die Hertha-Sicht zusammen. «Wolfsburg hat die Räume genutzt und uns ausgekontert. Daraus müssen wir lernen und es in den nächsten Spielen besser machen. So darf uns das nicht mehr passieren.» Ein Punkt nach zwei Runden stellt die Geduld schon für das nächste Spiel bei Schalke 04 auf den Prüfstand.


(dpa)

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