München – Alles auf die Neun! Wenn nichts mehr geht beim FC Bayern, muss der Ball nur irgendwie zu Robert Lewandowski kommen, dem Torjäger mit der mythischen «9» der Mittelstürmer auf dem Trikot. Den Beweis lieferte der Pole gerade wieder beim ultraspäten 1:1 der Münchner gegen Hertha BSC.
Schon zum zweiten Mal in kurzer Abfolge trat Lewandowski in der Fußball-Bundesliga als Last-Minute-Mann in Erscheinung. Schon beim 2:1 der Bayern in Freiburg hatte der Pole ebenfalls in der Nachspielzeit getroffen, da war es das Siegtor.
«Das ist doch attraktiv. Da können die Fans noch länger darüber sprechen», scherzte Lewandowski nach seinem Torstreich in Berlin. Der sportliche Wert des Torjägers für den deutschen Rekordchampion hat in dieser Saison noch einmal zugenommen. Lewandowski gilt in Zeiten, in denen es beim FC Bayern nicht mehr «müllert» wie gewohnt, als die Lebensversicherung der Münchner beim Toreschießen. Die Frage, die daraus resultiert, lautet: Ist der FC Bayern bei der Jagd nach dem Triple womöglich zu abhängig von der Tormaschine Lewandowski?
«Er ist ein fantastischer Spieler und sehr wichtig für uns», sagte Trainer Carlo Ancelotti nach dem Tor von Lewandowski, das die Bayern gegen Hertha in der 96. Minute (!) vor der Niederlage bewahrt hatte. Ausnahmsweise hatte der Torjäger als Joker gestochen. Die erste Stunde war Lewandowski von Ancelotti geschont worden, auf seiner Position mühte sich der glücklose Thomas Müller vergebens ab.
Es war ein spezieller Glücksmoment, mit dem Lewandowski seiner Elf helfen konnte. «Du schaffst 90 Minuten kein Tor und dann in der letzten Sekunde schon», bemerkte der Pole. Nach einem abgewehrten Schuss von Arjen Robben reagierte er wieder mal am schnellsten im Strafraumgewühl und stocherte den Ball mit dem Fuß ins Hertha-Tor.
16 – 6 – 3: Der Wert von Lewandowski in der laufenden Saison lässt sich mit drei Zahlen skizzieren. 25 Tore hat der Weltklassestürmer bei seinen bislang 30 Einsätzen in Bundesliga (16), Champions League (6) und DFB-Pokal (3) erzielt – eine beachtliche Quote. «Und er ist jedes Mal in der Lage, auch entscheidende Tore zu schießen», benannte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, früher selbst ein Topstürmer, eine herausstechende Fähigkeit von Lewandowski.
Der Pole gilt vereinsintern als der «Königstransfer» der letzten Jahre. Schließlich kam der Weltklassestürmer 2014 ablösefrei von Borussia Dortmund. Lewandowski reihte sich nahtlos ein in die lange Liste namhafter Bayern-Torjäger. «Wir haben eine große Tradition bei Bayern München auf dieser Position. Gerd Müller war der Erste. Natürlich ist es für uns wichtig, dass wir einen Spieler haben, der in dieser Regelmäßigkeit trifft», sagte Rummenigge. Darum habe der Verein Lewandowskis Vertrag auch vorzeitig bis 2021 verlängert – freilich zum Preis einer üppigen Gehaltserhöhung.
Lewandowski sei jeden Euro wert, finden die Münchner Vereinsbosse. Denn Lewandowski funktioniert fast wie eine Maschine, ohne größere Produktionsausfälle. «Er ist nie verletzt», äußerte Rummenigge über den Athleten Lewandowski. Der 28 Jahre alte Profi hat in seiner Bayern-Zeit nur eine Handvoll Spiele wegen Blessuren verpasst. Mehr als eine Partie am Stück fehlte er nie. Darum wagen die Bayern ein Risiko. «Da muss man nicht unbedingt noch irgendeinen zweiten großen Mittelstürmer in der Hinterhand haben», bemerkte Rummenigge. Die Rechnung geht auf, jedenfalls solange Lewandowski spielt und spielt und spielt und dabei trifft und trifft und trifft.
(dpa)