Pflicht nach der Kür: Mexiko will gegen Südkorea nachlegen

Moskau – Der Song ist weiter ein Hit: «Oh, Chucky Lozano» singen Mexikos Fans, wo auch immer sie in Russland auftauchen.

Während die Anhänger einfach weiter feiern und den Siegtorschützen des 1:0 gegen Weltmeister Deutschland hochleben lassen, ist beim Team höchste Konzentration auf die nächste WM-Aufgabe gefragt. Falls die DFB-Elf nicht gegen Schweden gewinnt, kann Mexiko mit drei weiteren Punkten gegen Südkorea bereits den Achtelfinal-Einzug perfekt machen. Anders als im Duell mit dem Titelverteidiger ist El Tri an diesem Samstag (17.00 Uhr MESZ) in Rostow am Don Favorit, den Südkoreanern hilft nach dem 0:1 gegen Schweden wohl nur ein Sieg.

Diese Konstellation birgt Gefahren. «Wenn man uns wegen des Sieges gegen Deutschland als Favoriten sieht, ist das schön», sagte Eintracht Frankfurts mexikanischer Nationalspieler Marco Fabián. «Es ist wie ein Lob, aber wir dürfen das nicht glauben, wir müssen konzentriert bleiben.» Stürmer Chicharito sieht das ähnlich: «Der Triumph im ersten Spiel bringt uns gar nichts, wenn wir gegen Korea und Schweden keine gute Leistung bringen.» Trainer Juan Carlos Osorio wird das gerne gehört haben.

Der Coach hat vor der Partie ein neues Motto ausgegeben. Seine Mannschaft müsse Mut zum Spielen und Mut zum Kämpfen zeigen. Vor dem Deutschland-Spiel hatte der Kolumbianer noch verlangt, das Team solle «vor allem die Liebe zum Sieg entwickeln und nicht die Angst vor der Niederlage». Osorio arbeitet gerne mit Slogans und psychologischen Tricks. In der Vorbereitung ließ er seine Spieler mit Trikots trainieren, auf denen in Grün, Weiß und Rot, den Farben der Nationalflagge, stand: «Cero excusas» – «Null Ausreden».

Möglicherweise versucht Osorio auch, durch Wechsel in seiner Startelf neue Reize zu setzen. Dass die Erfolgsformation aus dem Deutschland-Spiel beginnt, gilt keinesfalls als sicher. Sogar Matchwinner Hirving Lozano könnte auf der Bank landen – so spekulieren es zumindest mexikanische Medien. Weil er früher die Angewohnheit hatte, seine Freunde zu erschrecken, erhielt Lozano in Anlehnung an den Horrorfilm «Chucky – die Mörderpuppe» seinen Spitznamen. Diesmal könnte Coach Osorio aber ihn erschrecken.

«Wir müssen ein neues Kapitel aufschlagen», forderte Fabián. Er weiß, die Partie wird ganz anders als das Duell mit dem Titelverteidiger. Waren vor dem ersten Gruppenspiel noch selbstbewusste Kampfansagen gefragt, üben sich die Spieler nun in Zurückhaltung. «Korea wird ein schwieriger Gegner sein, sie haben schnelle Spieler», sagte Fabián. «Wir denken daran, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Die erste Aufgabe haben wir gelöst. Wir dürfen nicht nachlassen.» Angreifer Raúl Jiménez bestärkte ihn: «Wir brauchen ein perfektes Spiel.»

Das benötigen die Südkoreaner auch. Nach der Niederlage gegen Schweden müssen sich Heung-Min Son und Co. vor den Augen ihres Staatspräsidenten Moon Jae In deutlich steigern, um noch eine Rolle im Rennen um das Achtelfinale zu spielen. «Wir geben natürlich nicht auf und wollen gegen Mexiko den Turnaround schaffen», sagte Nationalspieler Ja-Cheol Koo vom FC Augsburg. Gelingt den Asiaten das, würden wohl auch die «Chucky»-Gesänge in Russlands WM-Städten erst einmal verstummen.


(dpa)

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