Payet, der Held der Franzosen – auch bald der EM-Held?

Clairefontaine (dpa) – Das EM-Spielerbarometer der UEFA führt Dimitri Payet schon über eine Woche lang an. Zwei der vier Tore Frankreichs schoss er selbst, eins bereitete er vor. Für die Fußball-Fans der Grande Nation ist Payet schon ein Held. Dabei wird es jetzt erst recht auf ihn ankommen.

Und er sagt: «Auf jeden Fall kann ich mich verbessern. Gegen die Schweiz zum Beispiel, da habe er nur die Latte getroffen. «Der muss reingehen.»

Payet sagt das aber nicht in einem Anflug von Übermut. Vor gut einem halben Jahr hat er höchstens von der EM geträumt. Nun sitzt er nach seinen bisher glanzvollen Auftritten mit dem Siegtor zum 2:1 gegen Rumänien, dem Treffer zum 2:0-Endstand gegen Albanien und seinen spektakulären Aktionen beim 0:0 gegen die Schweiz in einem kinoartigen Saal des Centre National du Football.

Ob er über den schlechten Rasen spricht oder die Mystik des EM-Modus, welcher Gruppendritte nun Gegner im Achtelfinale der französischen Nationalmannschaft ist. Der bisherige Hauptdarsteller der Équipe tricolore hat die Hände gefaltet, redet ruhig, ist freundlich. Hin und wieder lächelt er. Auf dem Platz aber ist er einer, der förmlich explodiert, wenn er den Ball hat. Einer mit fußballerischem Killerinstinkt.

«Seine Raffinesse und wie er reagiert, wann immer er die Möglichkeit hat, etwas besonderes zu tun», lobte auch Deutschlands einstiger Torwart-Titan und jetziger TV-Experte Oliver Kahn den offensiven Mittelfeldspieler der Franzosen. Kahn kürte Payet bereits zu einem der besten Spieler der EM.

Zu verdanken hat Payet es auch seinem Wechsel in die Premier League. Vor einem Jahr verließ er Olympique Marseille und damit die von Paris St. Germain dominierte Ligue 1. Bei West Ham United reifte er im Eiltempo zu einem Spieler von höchstem internationalem Format. «Payet hat ein unvergessliches erstes Jahr in der Premier League erlebt mit zwölf Toren und 13 Vorlagen», schrieb der Verein bei der Ehrung des Franzosen zum Spieler des Jahres auf der Club-Homepage. Im Februar dieses Jahres verlängerte der Londoner Club den Vertrag mit Payet bereits bis Mitte 2020.

Der Familien-Mensch Payet vergisst aber nie seine Wurzeln. Der 22-malige Nationalspieler wurde auf Réunion im Indischen Ozean geboren. Mit vier Jahren wollte er unbedingt in einem Verein spielen. Allerdings bekam er keine Zulassung durch den Club in Saint-Philippe.

Eine Lösung musste her, berichtete einmal Payets Mutter Michelle im Fachmagazin «France Football». Die Vereinsverantwortlichen hätten ihr vorgeschlagen, eine Versicherung abzuschließen, damit er in dem Alter schon spielen könne. «Es hat dann gedauert, bis er sechs war. Sie können sich nicht vorstellen, was das für eine Freude bei ihm war.» Und genau die Freude bereitet Payet nun Fußball-Frankreich. Müde wurde er damals schon nicht und müde wird er bei dieser, womöglich bei seiner großen EM erst recht nicht werden.

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(dpa)